Heinrich Spoerl »Der Maulkorb«
Dienstag, den 24. März 2009 von: Armin A. Alexander
Eine beschauliche rheinische Kleinstadt im alten Kaiserreich. Jeder kennt jeden. Der Kreis der örtlichen Honoratioren ist überschaubar. Man trifft sich regelmäßig Samstagabends im gleichen Weinlokal. Man redet, debattiert über das, was der Landesvater gesagt haben soll und was die Zeitungen darüber nicht geschrieben haben. Man ereifert sich, erhitzt sich und löscht den Durst mit reichlich Wein. Es wird spät. Der Wein tut seine Wirkung. Staatsanwalt von Treskow verläßt mit starker Schlagseite begleitet von seiner Dogge August als letzter das Wirtshaus. Irgendwie gelangt er nach Hause. Der Sonntag beginnt mit einem schier unglaublichen Ereignis: Ein Streife gehender Polizist entdeckt etwas Ungeheuerliches: Das Denkmal des Landesvaters ist von einem Unbekannt mit einen ordinären abgenutzten Maulkorb »verziert« worden. Es herrscht kein Zweifel; das riecht nach vorsätzlicher Majestätsbeleidigung durch subversive Subjekte. Reaktion auf die Rede, die der Landesvater gehalten und in der er unter anderem gegen die notorischen Nörgler gewettert haben soll. Die Gerechtigkeit muß ihren Lauf nehmen, so etwas kann im Interesse der Allgemeinheit und der staatlichen Autorität nicht geduldet werden. Staatsanwalt von Treskow, der noch unter den Folgen seiner Zecherei leidet, wird mit der Untersuchung beauftragt. (mehr …)