Kategorie-Archiv »Der besondere Buch-Tip«

Heinrich Böll »Ende einer Dienstfahrt«

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Eine verschlafene rheinische Kleinstadt im Spätsommer Mitte der 1960er Jahre. Vater und Sohn Gruhl, die in ihrem Heimatort Ansehen und Sympathie genießen, werden vor dem örtlichen Amtsgericht, das im alten Schulgebäude des Ortes untergebracht ist, wegen »[–] Sachbeschädigung und groben Unfug [–]« angeklagt und zur Entschädigungszahlung nebst sechs Wochen Haft verurteilt, letztere ist mit der Untersuchungshaft abgegolten. (mehr …)

Heinrich Mann »Professor Unrat«

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Professor Raat ist ein vom Leben enttäuschter Lehrer in mittleren Jahren an einem Kleinstadtgymnasium um 1900. Weil naheliegend wurde einst sein Name zu »Unrat« verballhornt. Dieser Spitzname haftet ihm unverändert seit seinem Eintritt in den Schuldienst an. In seinen Schülern sieht er nicht junge Leute, die seiner Erziehung anvertraut sind, sondern persönliche Gegner, die es zu »fassen« gilt. (mehr …)

Wolfgang Borchert »Das Brot«

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Eine Frau erwacht von einem Geräusch in der Küche. Es ist halb drei in der Nacht. Ihr Mann liegt nicht neben ihr. Sie steht auf, geht durch die dunkle Wohnung und findet ihn in der Küche. Sie schaltet das Licht ein. Sofort fällt ihr Blick auf den mitten auf dem Tisch stehenden Brotteller. Auf der Tischdecke liegen Krümel, obwohl sie am Abend zuvor saubergemacht hat. Ihr Mann behauptet, er hätte ein Geräusch gehört und sei aufgestanden, um nachzusehen. Die Frau weiß, daß er sie belügt, denn nur er kann etwas vom Brot abgeschnitten haben. Sie weicht seinem Blick aus, da sie nicht ertragen kann, daß er sie nach neununddreißig Jahren Ehe belügt. (mehr …)

Heinrich Böll »Die verlorene Ehre der Katharina Blum«

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Die freiberuflich tätige Hauswirtschafterin Katharina Blum lernt auf der Karnevalsfete ihrer Tante den jungen Ludwig Götten kennen. Katharina, die als prüde gilt, nimmt ihn mit in ihre Wohnung und verbringt eine Liebesnacht mit ihm. Am nächsten Morgen findet bei ihr eine Razzia statt. Götten soll ein unter ständiger Polizeibewachung stehender gesuchter Raubmörder sein. (mehr …)

Heinrich Spoerl »Der Maulkorb«

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Eine beschauliche rheinische Kleinstadt im alten Kaiserreich. Jeder kennt jeden. Der Kreis der örtlichen Honoratioren ist überschaubar. Man trifft sich regelmäßig Samstagabends im gleichen Weinlokal. Man redet, debattiert über das, was der Landesvater gesagt haben soll und was die Zeitungen darüber nicht geschrieben haben. Man ereifert sich, erhitzt sich und löscht den Durst mit reichlich Wein. Es wird spät. Der Wein tut seine Wirkung. Staatsanwalt von Treskow verläßt mit starker Schlagseite begleitet von seiner Dogge August als letzter das Wirtshaus. Irgendwie gelangt er nach Hause. Der Sonntag beginnt mit einem schier unglaublichen Ereignis: Ein Streife gehender Polizist entdeckt etwas Ungeheuerliches: Das Denkmal des Landesvaters ist von einem Unbekannt mit einen ordinären abgenutzten Maulkorb »verziert« worden. Es herrscht kein Zweifel; das riecht nach vorsätzlicher Majestätsbeleidigung durch subversive Subjekte. Reaktion auf die Rede, die der Landesvater gehalten und in der er unter anderem gegen die notorischen Nörgler gewettert haben soll. Die Gerechtigkeit muß ihren Lauf nehmen, so etwas kann im Interesse der Allgemeinheit und der staatlichen Autorität nicht geduldet werden. Staatsanwalt von Treskow, der noch unter den Folgen seiner Zecherei leidet, wird mit der Untersuchung beauftragt. (mehr …)

Wolfgang Borchert »Nachts schlafen die Ratten doch«

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Abends nach einem Bombenangriff. Ein neunjähriger Junge sitzt vor einem zerstörten Haus. Plötzlich taucht ein Schatten vor ihm auf. Der Junge befürchtet, daß man ihn entdeckt hat und wegbringen will. Doch es ist nur ein alter Mann, der zwischen den Schuttbergen nach Grünfutter für seine Kaninchen sucht. Der alte Mann verwickelt den Jungen in ein Gespräch und erfährt, daß der Junge, der lediglich ein halbes Brot bei sich hat und halb verhungert ist, bereits seit einigen Tagen an diesem Ort Wache hält, da im Keller des zerstörten Hauses sein toter kleiner Bruder läge und er die Ratten vertreiben wolle, damit sie die Leiche seines Bruder nicht anfräßen und seine Eltern noch leben. Darauf erklärt der alte Mann dem Jungen, daß er nachts nicht wachen müsse, denn »[–] hat euer Lehrer euch denn nicht gesagt, daß die Ratten nachts schlafen?[–]« (mehr …)

Carlo Emilio Gadda »Cupido im Hause Brocchi«

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Italien 1928. Gigi – Luigi – ist der hoffnungsvolle Sprößling einer alt eingesessenen Mailänder Familie. Jole ist das bildhübsche junge Dienstmädchen seines Onkels Agamemnone. Joles weibliche Reize erregen einerseits bei der männlichen Mailänder Jugend Aufmerksamkeit, wenn diese sich auch in sehnsüchtigen Blicken und mitunter frechen, eindeutigen Anspielungen erschöpft. Bei den ersten Familien der Stadt und deren Wortführerin, der Gräfin, Gigis Mutter, erregt Jole Mißfallen. (mehr …)

Wolfgang Borchert »Die Hundeblume«

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Ein junger Mann wird in eine Einzelzelle mit der Nummer 432 gesperrt. Seine ersten Gedanken drehen sich darum, wie schwer es ist, mit sich selbst allein sein zu müssen. Jeden Morgen müssen die annähernd achtzig Gefangenen im Hof im Kreis um ein kleines armseliges Rasenstück gehen, von einem Dutzend Blauuniformierter bewacht. Die Monotonie, die Einsamkeit in den Zellen, das schlechte und unzureichende Essen lassen aggressiv werden. (mehr …)