Kurzes #55 – Ängste
Samstag, den 16. April 2011 von: Armin A. Alexander
Die Angst ist ein gefährliches Raubtier, das geduldig auf den Moment lauert, in dem sein Opfer am ahnungslosesten ist, um dann gnadenlos zuzupacken.
Die Leuchtziffern des Radioweckers zeigten 2:52 Uhr. Holger versuchte sich zu erinnern, was ihn geweckt hatte. Soweit er sich entsinnen konnte, waren seine Träume reichlich konfus gewesen. Er war aus einem erwacht, der irgendeinen Bezug zu einem längst vergangenen Abschnitt seines Lebens besaß. Er wollte aufstehen, doch schien es, als drücke ihn die unsichtbare Hand eines Riesen aufs Bett. Er war nicht in der Lage, auch nur ein Glied zu regen, obwohl er nicht den Eindruck besaß, plötzlich von einer Lähmung befallen worden zu sein. Er versuchte sich gegen diesen Druck zu stemmen, denn das Gefühl, unter dem Druck der Riesenhand zu ersticken, und einer sich ihm von hinten nähernden Bedrohung nicht ausweichen zu können, wurde immer stärker. So sehr er sich jedoch auch anstrengte, der Druck der unsichtbaren Hand war stärker. Ein Anflug von Panik stieg in ihm auf, die Angst nie mehr aufstehen zu können und hilflos der sich ihm unweigerlich nähernden Gefahr ausgeliefert zu sein, wurde immer stärker. Bevor es für ihn jedoch wirklich bedrohlich zu werden begann, war er schweißgebadet erwacht.
Doch war er jetzt tatsächlich wach? Schließlich hatte er zu Beginn jenes Traumes ja auch den Eindruck gehabt, wach zu sein. Oder befand er sich lediglich in einem erneuten Traum, der nur ein weiterer in einer Reihe von Träumen war, die ineinander verschachtelt zu sein schienen, wie diese berühmten russischen Puppen?
Wenigstens wußte er, daß ihn nichts daran hindern könnte, aufzustehen.
Holger lauschte auf Geräusche. Es war ruhig im Haus. Marianne schlief. Sie lag wie üblich auf der Seite, ihm den Rücken zugewandt. Ihre Atemzüge waren ruhig und gleichmäßig. (mehr …)