Kurzes #20 – Autor–Verleger

von
Armin A. Alexander

Der folgende Text ist eine Passage aus dem noch mitten im Entstehen befindlichen Roman »Eine Lesereise«. Der Protagonist Kai stellt die Beziehung Verleger–Autor etwas deutlich dar.

»Weißt du schon, was du aus deinem Werk vorträgst?« wechselte Kais Verleger das Thema.
»Ich dachte einen Querschnitt aus meinem gesamten Schaffen«, meinte Kai von einem leichten Grinsen begleitet, das seinem Verleger leicht erschrocken aufhorchen ließ.
Kai lachte in sich hinein, wie leicht war es doch, seinen Verleger aus seiner scheinbar unerschütterlichen Ruhe zu bringen.
»Du kannst dich beruhigen, ich werde zwar meinen letzten sadomasochistischen Romane und den Erzählband vorsichtshalber mitnehmen, aber vermutlich nicht daraus vorlesen. Außer, ich stelle fest, daß ich ein Publikum vor mir habe, dem ich damit kommen kann.«
»Bei dir bin ich mir nie so sicher«, war Kais Verleger noch nicht wirklich beruhigt.
»Du kennst mich jetzt seit mindestens zehn Jahren– «
»Im Juli elf«, fiel Kais Verleger ihm ins Wort.
»Du kennst mich jetzt fast elf Jahre«, unterdrückte Kai einen Seufzer und dachte typisch Lehrer immer pedantisch, selbst wenn sie den Beruf längst nicht mehr ausüben, »und weißt genau, daß ich niemand bin, der gerne ohne Grund provoziert. Und schon gar nicht auf einer Lesereise, die mich ja meinen Lesern näher bringen soll. Schließlich sorgen sie mit ihren Buchkäufen dafür, daß wir beide etwas zu beißen haben«, sah Kai seinen Verleger streng an.
»Wenn alle Autoren ihre Verleger ständig daran erinnern würden, daß ohne Autoren das Verlagswesen eine reichlich unsinnige Sache wäre, würden sicherlich viele Verleger sich nach einem neuen Broterwerb umsehen.«
»Die Wahrheit ist nun einmal hart«, meinte Kai lapidar von einem Achselzucken begleitet.
»Ja, schon, aber man muß sie den anderen ja nicht ständig unter die Nase reiben«, stöhnte Kais Verleger auf und drehte die Augen himmelwärts als könne er von dort Beistand erwarten.
»Beruhige dich, dafür sage ich ja deinen anderen Autoren nicht, daß ich fünfzehn Prozent erhalte.«
»Was mich bei einem Menschen, der es so mit der Gerechtigkeit wie du hat, wundert«, die Retourkutsche war unüberhörbar.
»Weil die meisten es mir mit Sicherheit nicht danken und sich bevormundet fühlen würden«, stellte Kai nüchtern richtig.
»Das ist etwas dran«, erwiderte sein Verleger nach kurzem Nachdenken. »Andererseits gestaltest du deine Bücher vom Layout bis zum Einband selbst, was mir die mitunter nicht geringen Kosten für den Satz und den Graphiker erspart«, tröstete sich sein Verleger.

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