Kurzes #59 – Besser spät als nie

von
Armin A. Alexander

Gedämpft drang ausgelassenes Stimmengemurmel von den Nachbarbalkonen, begleitetet vom Vogelgezwitscher, durch das auf Kippstellung stehende Fenster ins Schlafzimmer. Der Frühherbst erinnerte noch sehr an Sommer, obwohl die Tage bereits spürbar kürzer und die Abende kühler wurden.

Sie lag in wohliger Trägheit auf der Seite, den Blick zum Fenster gerichtet, und beobachtete, wie der von draußen hereinkommende warme Luftzug, unter den sich ein schwaches Aroma nach Gegrilltem mischte, mit der Gardine spielte.

Ihre Handgelenke waren von den rauhen Seilen gerötet, die Brustwarzen als Folge der Klammern noch immer überempfindlich, doch das war nichts gegen das Brennen auf ihrem Hintern, der dabei war von einem intensiven Rot zu einem Schillern in allen Farben des Regenbogens zu wechseln. Sitzen war ihr zur Zeit nur auf einem weichen Kissen möglich. Doch machte ihr das nichts aus, denn es war ein wunderbares Brennen, das sie ausgiebig genoß.

Wie sehr hatte sie sich früher nicht nur nach diesem Brennen gesehnt. Wie schön war es, jeden seiner Schläge zu spüren, das laute Klatschen beim Auftreffen zu hören, um kurz darauf das einsetzende und schnell ansteigende Brennen zu fühlen.

Wie meist war sie dabei nackt gewesen, ein rauhes Hanfseil in mehreren Windungen um die Handgelenke geschlungen, die Arme über den Kopf, in eine von der Zimmerdecke an einem stabilen Haken befestigten Kette, eingehangen. Dieser Haken trug leicht das dreifache ihres Gewichts, so daß sie sich bedenkenlos in ihre Fesselung fallen lassen konnte, was sie spätestens nach dem dritten Schlag auch tat.

Anfangs war sie bemüht gewesen, den Blick nicht zum Spiegelschrank zu richten, hatte mit halbgeschlossenen Augen auf den Boden gesehen. Sie wollte ihren nackten Körper nicht sehen, an dem drei Kinder ihre Spuren hinterlassen hatten; ihre schweren, leicht hängenden und doch auf ihre eigene Weise schönen Brüste. Sie war zwar weit entfernt von einer zarten Elfe, trotzdem nicht wirklich übergewichtig; breit in den Hüften und bis auf diese lästige Falte, die sich nach dem dritten Kind nicht mehr zurückgebildet hatte, war ihr Bauch nur leicht gewölbt. Von einem mehr als fünfzigjährigen Körper konnte halt nicht mehr viel erwartet werden. Obwohl sie durchaus eine attraktive Frau war. Zwar war die Zellulitis an ihren kräftigen Schenkeln unübersehbar, aber von der Form konnten ihre Beine und ihre Füße ohne weiteres als schön bezeichnet werden. Ihr dichtes langes braunes Haar war bislang nur von wenigen grauen Strähnen durchzogen.

Lange hatte sie ihren Körper unter weiten Kleidern und langen Röcken und Hosen ›versteckt‹, hatte zu beinahe blickdichten Strumpfhosen gegriffen, dabei hätte sie viel lieber enge knielange Röcke und zarte Strümpfe getragen, weil sie das als weiblicher empfand, aber sie hatte sich nicht getraut. Zugleich hatte sie ihren Körper ausgiebig gepflegt, da sie überzeugt war, daß jeder ›Makel‹, der sich vermeiden ließ, auch vermieden werden mußte.

Doch innerhalb kurzer Zeit hatte sie die Einstellung zu ihrem Körper grundlegend geändert. Obwohl alle die scheinbar kleinen und großen ›Problemzonen‹ noch immer vorhanden waren, störte sie sich kaum noch an ihnen und hob ihre Vorzüge hervor; knielange enge Röcke, zarte Strümpfe und hochhackige Schuhe, um die Schönheit ihrer Beine zu betonen. Schicke BHs, um den Reiz eines üppigen Dekolletés in Szene zu setzen, ihre Brüste waren zwar alles andere als jugendlich fest, doch wundervoll üppig. Sie hatte es stets genossen, widmete ein Mann sich ihnen ausgiebig.

Sie hatte wieder gelernt, welches Vergnügen ihr dieser Körper verschaffen konnte, was es bedeutete, ihn auf vielfältigste Weise zu spüren. Welche Wunder ein schickes Korsett bewirken konnte; keine Bauchfalte mehr und beinahe jugendlich feste und sichtbar üppigere Brüste. Ganz abgesehen von dem angenehmen Gefühl des gleichmäßigen Drucks auf ihren Körper. In einem Korsett, einem engen knielangen Rock, bevorzugt aus schwarzem oder rotem Leder, zarten Strümpfen und hochhackigen Schuhe fühlte sie sich dermaßen sexy und begehrenswert, daß es ihr fast die Röte in die Wangen trieb. Da war an ihr nichts mehr von einer Mutter von Anfang Fünfzig mit drei erwachsenen Kindern, sondern einzig eine verführerische Frau mit einer starken, fast körperlich spürbaren erotischen Ausstrahlung. Und diese Einschätzung wurde bestätigt, sah sie die Blicke, die ihr junge wie ältere Männer gleichermaßen mal verstohlen, mal offen zuwarfen.

Mit geradezu narzißtischem Vergnügen betrachtete sie sich im Spiegel, während sie mit gefesselten Armen in der Kette hing, während ihr Gebieter sie mit Gerte oder Riemenpeitsche und seit kurzen sogar mit dem Rohrstock schlug, für den sie eine Vorliebe zu entwickeln begann. Das schneidende, beißende Gefühl des Rohrstocks bereitete ihr ein besonderes Vergnügen.

ER machte stets längere Pausen zwischen den Schlägen, ließ sie die wohligen Schmerzen in Ruhe genießen, gab ihr die Möglichkeit, sich in sie hineinfallen zu lassen. Manchmal fand sie die Pausen als quälend lang, besonders wenn sie dem nächsten Schlag sehnsuchtsvoll entgegenfieberte. Sie vergaß dabei alles um sich herum. Hörte und spürte nur die Schläge. Die Frau, die ihr beim Blick in den Spiegel entgegensah, besaß nur zufällig Ähnlichkeit mit ihr. Aber sie genoß die Schläge ebenso wie sie, sie waren Komplizinnen, die sich an der Lust der anderen ergötzten. Das war deutlich an ihrer Mimik, ihrem lustvollen Aufstöhnen bei jedem Schlag, den geröteten Wangen zu sehen.

Der Schmerz verwandelte sich sehr schnell zur Lust, er versetzte sie fast immer in einen leichten Rauschzustand voller Glücksgefühle. Es waren nicht nur die Schläge an sich, die sie zwischen den Schenkeln naß werden ließen, weil es eine normale physiologische Reaktion war; ein nicht unwesentlicher Teil der Nässe war Folge der Lust, die es ihr bereitete, geschlagen zu werden. Sie hätte sich früher nie vorstellen können, daß sie dermaßen naß werden könnte und daß es sie freute, dermaßen naß werden zu können und nicht nur, weil ER es genoß, daß sie bei ihren Session so naß wurde. Nur wenn sie von IHM gefistet wurde, lief sie noch stärker aus, was den Gebrauch von Gleitcreme unnötig werden ließ.

Als ER sie das erste Mal fisten wollte, dachte sie, daß es IHM nach drei Kindern leicht fallen müßte, mit der ganzen Hand in sie einzudringen. Doch sie hatte vergessen, daß zwanzig Jahre seit der letzten Geburt vergangen waren und sich gewundert, wie eng sie wieder geworden war. Aber nach einigen wenigen Malen war es gegangen. Es war nicht nur sehr lustvoll, seine Hand in sich zu spüren, sondern sie empfand eine besondere Intimität, die sie nicht einmal während der mehr als fünfundzwanzig Jahren, die sie mit Wolfgang verheiratet gewesen war, empfunden hatte.

Wenn ER sie nach den Schlägen von der Kette löste und liebevoll in die Arme nahm, durchströmte sie eine Zufriedenheit und Geborgenheit, wie sie sie bis dahin noch nie in den Armen eines Mannes empfunden hatte. Nicht einmal zu Anfang ihrer Beziehung hatte Wolfgang sie auf vergleichbare Weise in die Arme genommen.

ER gab ihr dennoch wenig Zeit, sich von den Schlägen in seinen Armen zu erholen, was ihr im Prinzip recht war, und drückte ihr bald den Kopf mit sanfter Gewalt in seinen Schoß. Sie war jedesmal aufs Neue angenehm überrascht, wie sehr das Schlagen auch ihn erregt hatte. Nur zu gerne nahm sie seinen Schwanz in den Mund und brachte ihn zum Orgasmus, wissend, daß er sie später mit wundervollen Orgasmen belohnen würde, sobald er in ihren Mund gekommen war und sie alles bereitwillig geschluckt hatte. ER brauchte zu diesem Zeitpunkt einen Orgasmus, um sich weiterhin auf sie konzentrieren zu können.

Früher hätte sie sich nur schwer vorstellen können, daß sie es kaum erwarten könnte, bis ein Mann in ihrem Mund kam. Oraler Sex war für sie zwar nie ohne Reiz, aber allenfalls ein Teil des Vorspiels gewesen, doch nur solange, bis Sex insgesamt eine eheliche Pflichtübung für sie geworden war. Zeitweise hatte sie gehofft, daß Wolfgang Gleiches mit Gleichem vergelten würde, liebkoste sie seinen Schwanz nur lange genug mit dem Mund. Aber Wolfgang hatte sie, wenn überhaupt, nur halbherzig geleckt. Relativ bald war darum oraler Sex aus ihrem Sexualleben verschwunden.

Wolfgang war insgesamt zwar ein fürsorglicher Ehemann und Familienvater gewesen, aber alles andere als ein einfühlsamer Liebhaber. Nach dem ersten Kind war ihr ohnehin nicht sehr leidenschaftliches Sexualleben zum ersten Mal für einige Zeit eingeschlafen, und nicht nur wegen des Kindes, das vor allem sie auf Trab gehalten hatte. Hin und wieder hätte sie sich gerne Sex gewünscht, nur zur Entspannung, nur um abschalten zu können. Doch Wolfgang verhielt sich distanziert. Nach dem zweiten Kind war ihr Sexualleben noch ein wenig sporadischer geworden und im Nachhinein fragte sie sich, wie es dabei überhaupt noch zu einem dritten Kind kommen konnte, so wenig wie Wolfgang und sie miteinander gevögelt hatten.

Sicherlich, drei Kinder, jeweils nur zwei Jahre auseinander, ließen nicht mehr viel Zeit für andere Dinge. Doch gerade, wenn es stressig wurde, hätte sie sich Sex zur Entspannung gewünscht. Das hätte ihr die Möglichkeit gegeben, sich als Frau und nicht nur als Mutter und Ehefrau zu fühlen.

Nach dem zweiten Kind hatte sich Wolfgang sehr auf seine berufliche Karriere konzentriert, die seine ganze Zeit in Anspruch genommen hatte. Es hatte ihnen ermöglicht, einen relativ hohen Lebensstandard trotz nur eines Einkommens zu halten, wodurch er abends meist zu erschöpft schien. Aber auch im Urlaub war es kaum anders gewesen. Sie hatte sich damit getröstet, daß es nach so vielen Ehejahren und drei Kindern normal war, wenn die Partner das sexuelle Verlangen nacheinander verloren.

Irgendwann hatte dann dieses unterschwellig gärende Gefühl eingesetzt, daß etwas Wesentliches in ihrem Leben fehlte. Lange hatte sie es als gewöhnliche allgemeine Unzufriedenheit abgetan, die sich meist einstellt, sobald das eigene Leben in Routine erstarrt und viele Dinge nicht mehr so sind, wie sie eigentlich sein sollten oder wie man glaubte, daß sie sein sollten.

Wann ihre Ehe mit Wolfgang, die sie beide im Grunde viel zu früh eingegangen waren, sie war Anfang Zwanzig, er nur wenig älter gewesen, nur noch ein Nebeneinanderherleben geworden war, konnte sie nicht präzisieren. Es war einfach geschehen, langsam, schleichend, so wie ein Fluß sich langsam aber gerade darum unerbittlicher immer tiefer in die Schlucht gräbt.

Im Grunde waren sie nur wegen der Kinder zusammengeblieben. Sie hatten sich kaum gestritten und angefeindet. Sie hatten sich nur nichts mehr zu sagen gehabt.

Dann waren die eindeutigen Phantasien auf das Gefühl von Unzufriedenheit gefolgt. Eine Weile war sie bemüht gewesen, diese Bilder zu ignorieren, die von hingebungsvoller Unterwerfung handelten. Sie war darin eine Frau, deren sexuelles Verlangen unstillbar zu sein schien. Sexuelles Lustobjekt für potente dominante Männer, die sich ihrer bedienten, mit ihr machten, was ihnen gerade einfiel. Denn ganz gleich, was sie mit ihr machten, sie empfand bei ALLEM ungebändigte Lust.

Immer farbenfroher wurden ihre Phantasien, besonders ab der Zeit, als alle ihre Kinder aufs Gymnasium gingen, so daß sie zum ersten Mal seit Jahren bis zum frühen Nachmittag ausreichend Zeit für sich fand.

Kaum war Wolfgang auf Arbeit und die Kinder in der Schule, legte sie sich wieder ins Bett, ließ ihren Phantasien freien Lauf und onanierte ausgiebig dabei.

Vielleicht bemerkte Wolfgang irgend etwas, vielleicht hatten diese Phantasien, das regelmäßige Onanieren eine Veränderung in ihrem Verhalten, ihren Gesten herbeigeführt. Jedenfalls schien Wolfgang das Bedürfnis zu haben, wieder regelmäßiger mit ihr zu vögeln. Vielleicht lag es aber auch nur daran, daß seine berufliche Karriere an einem Punkt angelangt war, an dem er nicht weiter aufsteigen konnte und somit der Streß etwas nachgelassen hatte, er war immerhin Anfang Vierzig.

Sie hatte nichts dagegen gehabt, aber Wolfgangs Fähigkeiten als Liebhaber waren nicht wirklich besser geworden, doch halfen ihr die Phantasien, den Sex mit ihm zu genießen. Sie hatte Wolfgang nie etwas von ihren Phantasien erzählt. Sie kannte ihn zu gut, für ihn wäre dadurch eine Welt zusammengebrochen. Sie tröstete sich damit, daß ihre Phantasien bei einer Umsetzung sicherlich nicht mehr annähernd so lustvoll gewesen wären.

Ihre älteste Tochter verließ als erste das Elternhaus, kurz darauf ihr Ältester, nur die Jüngste blieb noch. Ruhe kehrte ein auch in ihrem Sexualleben mit Wolfgang. Sie vögelten faktisch nicht mehr miteinander, was sie in keiner Weise bedauerte. Die Generation ihrer Eltern hatte wahrscheinlich recht mit ihrer Behauptung, daß ab Vierzig das sexuelle Verlangen deutlich nachläßt und mit Fünfzig an Bedeutung verliert. Doch warum blieben ihre Phantasien auch mit Ende Vierzig so lebendig wie nie zu vor? Warum onanierte sie noch immer regelmäßig und gerne? Warum sehnte sie sich mehr als früher nach erfüllter Sexualität?

Wolfgang eröffnete ihr ein halbes Jahr nach ihrem fünfzigsten Geburtstag und drei Monate nachdem ihre Jüngste ebenfalls das Nest verlassen hatte, daß er sich von ihr trennen würde. Zum einen, weil sie sich einfach auseinandergelebt hatten und zum anderen, weil er seit fast zwei Jahren eine Beziehung zu einer anderen Frau besaß, die zwar auch in ihrem Alter, aber kinderlos war.

Zu ihrer eigenen Überraschung hatte sie Wolfgangs Eröffnung mit Gleichgültigkeit entgegengenommen. Es war gar nicht so überraschend für sie gekommen, wie sie zuerst gemeint hatte. Im Gegenteil begann sie sogar so etwas wie Erleichterung zu verspüren, daß es endlich ein Ende genommen hatte, daß sie Wolfgang nicht mehr jeden Tag sehen mußte, daß sie nicht mehr neben ihm schlafen mußte. So wie Wolfgang sich nicht mehr für sie als Frau interessierte, so interessierte er sie als Mann ebensowenig.

Bemerkenswert gelassen handhabten sie ihre Trennung. Am Tag, als ihre Scheidung ausgesprochen wurde, fühlte sie sich richtiggehend befreit. Aber sie machte sich auch keine Illusionen über ihre Zukunft. Eine neue Beziehung schien für sie in weiter Ferne zu liegen. Sie war Anfang Fünfzig und glaubte sich nicht mehr begehrenswert genug. Sie war dabei, sich damit abzufinden, daß der Lauf der Dinge nun einmal so war.

Und dann lernte sie IHN kennen, ihren Gebieter, ein wenig jünger als sie, selbstbewußt, charmant, geistreich, gebildet, gutaussehend, kein Vergleich zu Wolfgang, der wie viele seines Altes spürbar in die Breite gegangen war. Er sah sie nicht als Mutter dreier erwachsener Kinder, als geschiedene Ehefrau. ER erkannte sofort in ihr die Frau, der es nach sexueller Hingabe gelüstete, die ausgehungert schien, die nach neuen, tiefgehenden Erfahrungen förmlich gierte. Nur kurz fragte sie sich, warum ein Mann wie er, sich gerade für sie interessierte. Doch er vertrieb schnell alle ihre Zweifel. Er nahm sie ernst, flößte ihr Vertrauen ein.

Wieviel Vertrauen er ihr einflößte, erkannte sie erst, als sie ihm ganz selbstverständlich ihre bis dahin im Verborgenen gehegten Phantasien erzählte, die für ihn nicht nur selbstverständlich zu sein schienen, sondern er ermunterte sie, ihnen die Zügel schießen zu lassen, sie vorbehaltlos zu akzeptieren und zu genießen, sie, soweit sie sich real umsetzen ließen, sie auszuleben.

Durch IHN fühlte sie sich um Jahre verjüngt, als die Frau, als die Wolfgang sie nie gesehen hatte.

Noch nie hatte sie sich dermaßen als Frau, als schön und begehrenswert gefühlt wie bei IHM. IHM gefiel ihr Körper wie er war, er war zärtlich und grausam zugleich, seine Schläge, seine Befehle unerbittlich und bereiteten ihr eine nie gekannte Lust. Mitunter glaubte sie, wirklich unersättlich zu sein. Aber hatte sie nicht, scheinbar verlorene Jahre, nachzuholen? Sie ›vergaß‹ ihr Alter. Es machte ihr Spaß, sich etwas Besonderes für ihn anzuziehen, weil sie sich selbst darin gefiel.

Ihre Kinder bewunderten ihre lebensfrohe Mutter. Nur Wolfgang schien zu zweifeln, ob es richtig gewesen war, sich von ihr scheiden zu lassen. Aber hätte er verstanden, daß gerade ihre Scheidung der Grund für ihr Aufblühen war? Nein, ganz bestimmt nicht, darum tat sie so, als bemerkte sie seine veränderte Haltung ihr gegenüber nicht. Wolfgang war Vergangenheit, ER war lustvolle Gegenwart.

Sie durfte jetzt nur noch Frau sein, konnte ihr Frausein unbeschwert genießen. Vielleicht besser als sie es vor den Kindern, vor der Ehe mit Wolfgang gekonnt hätte. Damals war sie einfach zu jung gewesen, um das würdigen zu können. Und sie mußte sich keine Gedanken mehr darüber machen, daß sie auch trotz Verhütung schwanger werden könnte.

Es war kein zweiter Frühling, in dem sie sich befand, kein Wiederaufleben scheinbar vergessener Bedürfnisse, sondern ein Neuanfang, ein Lebensabschnitt, den sie solange und so intensiv als möglich genießen würde. Ob nur mit IHM oder anderen interessanten Männern, die dieselben Phantasien und dieselben Bedürfnisse hatten wie sie, war dabei völlig unwichtig.

Ein Kommentar zu „Kurzes #59 – Besser spät als nie

  1. Romi sagt:

    gut geschrieben , obwohl mir “die neue Kollegin ” besser gefiel
    Gruß Romi

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