Kurzes #99 – Ein Wochenende mit Bettina
von
Armin A. Alexander
Die Fortsetzung von: Der Einzug, Die ›Schöne Künstlerin‹, Der schöne Jüngling und Bettina
Nachdem er Bettina nachgesehen hatte, bis ihr Wagen seinen Blicken entschwunden war, ging er mit dem Vorsatz ins Haus zurück, das Bett zu machen, ein wenig aufzuräumen und mit der Arbeit an seiner Erzählung fortzufahren.
Beim Bettenmachen entdeckte er unter dem Kopfkissen auf Bettinas Seite ihren pfirsichfarbenen Slip. Er mußte unwillkürlich und angenehm berührt über ihre Eigenart, ihm beim Weggang ihren getragenen Slip zurückzulassen, schmunzeln. Er hielt ihn unter die Nase, sog ihren Duft tief ein, der noch sehr intensiv war. Dann schob er ihn in die Hosentasche. Hatte sich ihr Aroma sich nach zwei bis drei Tagen verflüchtigt, würde er ihn gewaschen in die Schublade der Kommode legen, bis sie ihn beim nächsten Mal wieder mitnehmen und ihm einen anderen dalassen würde.
Mit einer großen Tasse heißen Tees begab er sich ins Arbeitszimmer.
Ihm war längst zur lieben Gewohnheit geworden, zuerst einen Blick zu der ›Schönen Künstlerin‹ hinüberzuwerfen, bevor er mit der Arbeit begann. Er tat es auch diesmal, obwohl seine Gedanken noch gänzlich bei Bettina waren, er noch ihre Wärme, ihren Duft, ihre Lustäußerung im Ohr und manche unübersehbaren Spuren ihrer Liebkosungen am Körper hatte, ganz zu schweigen von ihrem kleinen Präsent in der Hosentasche.
Die ›Schöne Künstlerin‹ war im Atelier in einem ihrer Kittelkleider. Die Kohlezeichnung schien sie ausgearbeitet zu haben, denn er sah sie an eine zweite Staffelei geheftet. Auf der anderen stand jetzt eine Leinwand von etwas mehr als zwei auf über einen Meter. Sie war dabei mit einem Bleistift eine leichte Unterzeichnung aufzubringen, wenige Striche nur, mehr eine Art Aufteilung. Dann mischte sie Farben auf der Palette und begann die Skizze als Bild auszuarbeiten.
Sie arbeitete den ganzen Tag daran bis spät in den Abend hinein. Er kam mit seiner Geschichte ebenfalls weiter. Bettinas Besuch hatte seine Kreativität ebenso gefördert wie der Jüngling die seiner Nachbarin – am besonderen Einfluß die eine Muse besaß, ob männlich oder weiblich, schien etwas zu sein.
Der Stil, in dem sie das Bild malte, war auf den ersten Blick hyperrealistisch. Auf einen eindeutig zuordbaren Hintergrund verzichtete sie, die Farbwahl schien nur dazu gedacht, den Adonis hervorzuheben, ihn im Raum schweben zu lassen, von der Leinwand loszulösen. Dennoch idealisierte sie ihn in keiner Weise. Ein Mensch mit allen seinen Schwächen aber auch Stärken wurde von ihr auf die Leinwand gebannt.
Er fragte sich, während er das Entstehen des Bildes beobachtete – sie malte zügig, mit sicherem Pinsel –, ob sie eine Frau genauso darstellen würde oder dargestellt hatte, denn leider konnte er ja nicht sehen, welche Motive ihre anderen Bilder besaßen.
Als er am späten Abend sein Arbeitszimmer verließ, malte sie noch immer an dem Bild.
Am nächsten Tag besuchte sie der Jüngling erneut. Sie trug wieder einen Ganzanzug aus Latex, diesmal in einem hellen Metallic Blau und Stiefeletten aus schwarzem Lack. Zuerst zeigte sie ihm das Bild, dessen Aufbau nahezu fertig war. Er schien damit zufrieden sein. Sie erklärte ihm verschiedenes, wies auf bestimmte Bildstellen. Er nickte verstehend. Im Anschluß an das Gespräch zog er sich aus und nahm wieder in die Pose ein, die er auf dem Bild innehatte. Bevor sie mit dem Malen begann, zog sie eine weiße Schürze aus gummiertem Stoff an, auf der bereits leichte Farbspritzer zu sehen waren.
Als Erstes begann sie, seine Muskeln nach dem lebenden Modell herauszuarbeiten. Jeder Pinselstrich hauchte dem Bild mehr Leben ein. Zwischendurch gab sie ihm immer wieder Gelegenheit, sich zu entspannen, während sie sich nur aufs Bild konzentrierte. Überhaupt schien ihr jetzt nicht mehr so wichtig zu sein, daß er seine Pose präzise einhielt. Hatte sie sein bestes Stück bisher nur mit groben Pinselstrichen angedeutet, begann sie es nun in voller Schönheit mit der gleichen Detailliebe wie alles andere zu malen. Dazu brachte sie ihn eigenhändig – sein Eindruck, daß ihr es Spaß machte, verstärkte sich dabei – mit geschickten, zärtlichen Massagen zur vollen Größe. Sie brachte wirklich jede Ader, jede Hautönung naturgetreu auf die Leinwand. Da auf dieser Welt nur wenig von Dauer ist, mußte sie in gewissen Abständen zur bewährten Hilfmaßnahme greifen. Er hatte den Eindruck, daß sie es öfter tat, als es nötig gewesen wäre. Zum Schluß war es, als habe der Betrachter ein überlebendiges Photo vor sich. Zuerst glaubte er, es läge an der noch feuchten Farbe, daß die Eichel auf dem Bild so feucht glänzte, doch ein Vergleich mit der deutlich matteren Hautdarstellung sagte ihm, daß sie dem Realismus mehr als Genüge getan hatte.
Als sie offenbar so weit war, um das Bild ohne seine Mithilfe vollenden zu können, legte sie Pinsel und Palette auf den kleinen Tisch ab und wischte sich die Hände an einem alten Lappen sauber. Auf der weißen Schürze waren einige kleine bunte Flecke mehr zu sehen. Der junge Mann, sichtlich erleichtert, daß diese Sitzung beendet war, ließ sich auf den Stuhl sinken, immerhin hatte er, trotz kurzer Unterbrechungen durch einige Lockerungsübungen, ihr einige Stunden Modell gestanden.
Sie trat zwei Schritte zurück, betrachtete das Bild aus der Entfernung. Ihrem prüfenden Auge entging mit Sicherheit nicht das kleinste Detail. Sichtlich zufrieden mit dem aktuellen Stand legte sie die Schürze ab und sagte etwas zu dem Jüngling. Ein besonderes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. Sie gingen ins Schlafzimmer.
Er fand auch, daß der Jüngling für seine Geduld – schließlich war Modellstehen harte Arbeit – eine Belohnung verdient hatte. Da er ihnen schon einmal beim Liebesspiel zugesehen hatte, ihm sein eigenes mit Bettina noch sehr gegenwärtig war, und er irgendwann auch einmal an seiner Geschichte weiterschreiben mußte, überließ er die beiden ihrer Zweisamkeit. Beim flüchtigen Blick in ihr Schlafzimmer sah er, daß ein großes Laken aus rotem Latex über das Bett gebreitet war.
Der Jüngling verließ sie am frühen Abend. Die ›Schöne Künstlerin‹ ging noch einmal ins Atelier und machte Licht. Sie hatte den Ganzanzug mit einem Kittelkleid vertauscht. Durch einen nun mehr kurzen Blick durchs Fernglas sah er, wie sie an dem Bild weiterarbeitete. Das Licht im Schlafzimmer hatte sie eingeschaltet gelassen. Er konnte nicht umhin, den Blick dorthin zu richten. Das Latexlaken glänzte auf fast der gesamten Fläche feucht. Er grinste in sich hinein. Er konnte sich gut vorstellen, welche Körperflüssigkeit ein großflächiges Abwischen des Lakens erfordert hatte. Nun konnte er gut nachvollziehen, weshalb auf dem Parkett keine Teppiche lagen. Welch harmlose und zugleich lustvolle Vergnügungen Gummifetischismus und Urolagnie doch waren.
Am nächsten Vormittag brachte sie das Bild zur Vollendung. Damit sich beim Trocknen kein Staub darauf ansammelte, warf sie ein Tuch darüber.
Den Nachmittag verbrachte sie am Zeichentisch.
Gegen Mittag rief Bettina an und erkundigte, ob sie ihn übers Wochenende besuchen dürfe. Ab kommenden Dienstag sei sie für drei Wochen in Südfrankreich, um Material für einen Reiseführer der gehobenen Klasse zu sammeln.
»Selbstverständlich«, erwiderte er in einem Tonfall, der keinen Zweifel daran ließ, wie sehr sein Herz vor Freude hüpfte und wie überflüssig ihm eine solche Frage erschien.
»So selbstverständlich ist das gar nicht, ich weiß ja nicht, ob du bereits anderweitig geplant hast.«
Ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran, daß ihr bewußt war, daß es auch andere Frauen in seinem Leben gab, die gerne ein Wochenende mit ihm verbrachten.
Er ging nicht darauf ein. Er hatte selbst an diese Möglichkeit gar nicht gedacht. Sie schien auch keine Antwort von ihm erwartet zu haben.
»In der Nähe, vielleicht zwanzig Minuten mit dem Auto, gibt es einen sehr gepflegten und heimeligen Swinger-Club. An diesem Wochenende findet dort eine Latex-Fetisch-Party statt. Da du so von den schicken Ganzanzügen deiner Nachbarin schwärmst und ich bei meinem Besuch das Gefühl hatte, daß du derzeit nur zu gerne Frauen in Latex siehst, mich eingeschlossen, dachte ich, wir könnten dort hingehen. Ich kenne den Club schon länger, auch auf der Party, die in dieser Form alle zwei Monate stattfindet, war ich schon. Es kommen dort überwiegend swingende Fetischisten oder fetischistische Swinger dahin, je nach Gewichtung. Also nicht das oft bei Fetischparties übliche Publikum des Sehens und Gesehenwerdens. Das wäre eine Gelegenheit, mal wieder beim Vögeln Zuschauer zu haben und für dich mal ohne technische Hilfsmittel anderen beim Vögeln in Latex zuzusehen.«
Er seufzte innerlich. Er verstand den Seitenhieb nur zu gut, wenngleich es gutmütiger Spott war.
»Das klingt gut«, erwiderte er durchaus mit ehrlicher Begeisterung.
Empfahl sie einen Swinger-Club und eine entsprechende Party, war davon auszugehen, daß sich ein Besuch lohnte, schließlich hatte sie nicht nur mehrere Reiseführer zu den üblichen Themen verfaßt, sondern auch welche, die sich mit den Swinger-Clubs in Deutschland und Frankreich befaßten. Ihm war bisher keine Frau begegnet, die sich in der Swingerszene so gut auskannte wie sie und keine hatte er derart oft dorthin begleitet.
Nach diesem Telefonat war es ihm unmöglich, weiter an seiner Erzählung zu arbeiten. Die Vorfreude auf ihren Besuch hatte ihn gefangen genommen. Er überlegte, was er für sie kochen könnte. Rund drei Stunden Zeit hatte er ja noch, bis sie erscheinen würde. Er ging in den Ort hinunter, kaufte reichlich ein, als hätte sie sich für mindestens eine Woche angekündigt.
Sie erschien schließlich mit soviel Gepäck, als beabsichtigte sie sogar länger, als eine Woche bei ihm zu verweilen.
Er umarmte sie zur Begrüßung derart leidenschaftlich, als hätten sie sich Jahre nicht gesehen oder wenigstens gesprochen und tat etwas, was sie von ihm nur selten gewohnt war, er faßte ihr unter den Rock, stellte mit Freuden fest, daß sie nichts darunter trug, und wie sie unter seiner Berührung schlagartig feucht wurde, als wäre ein Hahn geöffnet worden.
Sie unterdrückte das ›Endlich ergreifst du mal wieder die Initiative‹, das ihr auf der Zunge lag und das die Stimmung schlagartig abgekühlt hätte, ließ ihn nur zu gerne gewähren, daß er seine sexuelle Lust an ihr derart offen befriedigen wollte.
Offenbar hatten seine euphorischen Berichte über den offensichtlichen Gummifetischismus seiner schönen Nachbarin sie dazu angeregt, es dieser gleich zu tun, da ihr halbes Gepäcks aus Latexbekleidung bestand. Er hatte gar nicht gewußt, daß sie überhaupt soviel davon besaß, denn bisher hatte er nicht den Eindruck gehabt, daß sie ausgeprägte fetischistische Neigungen diesbezüglich besaß, wenngleich sie schon lange das eine oder andere Kleidungsstück daraus ihr eigen nannte.
»Seit einiger Zeit habe ich Latex für mich so richtig entdeckt. Hin und wieder habe ich es gerne mal getragen, wie du weißt, es ist also keine wirkliche Neuentdeckung für mich, aber offenbar hat es eine Zeitlang gebraucht, bis ich seiner Faszination so richtig erlegen bin. Es ist ein wundervolles Gefühl auf der Haut, jede Berührung erscheint intensiver und irgendwie gelingt es mir, mich darin noch besser fallen zu lassen, wohl auch, weil es eine perfekte Figur macht. Du kennst ja meine Schwäche um die Hüften.«
Er erwiderte nichts darauf. Er wußte, daß sie damit mittlerweile sehr gut umgehen konnte und gerne damit kokettierte.
»Besonders Ganzanzüge sind sehr praktisch gerade beim Sex«, fuhr sie nach einer kurzen Pause mit einem verklärten Lächeln fort. »Ich mag es, wenn sich mit der Zeit dieser besondere leichte Schweißfilm auf der Haut bildet, die die Haut so schön weich und zart werden läßt. Solange es insgesamt nicht zu warm ist, gefällt es mir in einem Ganzanzug zu schwitzen, bis mir der Schweiß so richtig darin steht. Ich habe zwar keinen Ganzanzug in Metallicblau, aber ich vermute, gegen Aubergine hast du auch nichts einzuwenden.«
Er ließ ihren Seitenhieb ebenso stoisch wie ihre Schwärmerei über sich ergehen, letzteres war er schließlich von Birgit in allen Facetten gewohnt
»Ich habe Aubergine für mich als Farbe entdeckt«, fuhr sie ihm Plauderton fort. »Es ist eine schöne dezente, dunkle Farbe. Ich finde, daß dunkle Farben und Latex gut miteinander harmonieren.«
Er konnte nicht anders als zustimmen, denn das ärmellose Kleid mit dem weiten, in weiche Falten fallenden Rock und dem hautengen Oberteil in dieser Farbe, das sie angezogen hatte, gefiel ihm ausgezeichnet.
Da es ein schöner Frühlingsabend war, hatte er auf der Terrasse zum Abendbrot gedeckt. Die Strahlen der Abendsonne brachen sich auf eine betörende Weise in dem mattglänzenden dunklen Latex. Die Wärme intensivierte das Latexaroma, das von ihrem Kleid ausging.
Er sah beim Essen auffallend intensiv auf ihr Kleid, unter dem sich ihre Brüste auf eine betörende Weise wölbten, überhaupt hörte er ihr nur mit halbem Ohr zu, so sehr nahm ihn ihre Erscheinung gefangen. Auch ihre schwarzen Lack-High-Heels, denen trotz der Pflege, sie ihnen zukommen ließ, anzusehen waren, daß sie diese oft trug, und ihre nackten Beine erschienen ihm verführerischer als gewöhnlich. Sie saß entspannt zurückgelegt, die Beine mit lässiger Eleganz übereinandergeschlagen, und mit dem freien Fuß, dem rechten, gedankenverloren leicht wippend, wodurch sein Blick sich immer wieder darauf verfing und ihm ein wohliges Kribbeln bescherte. Das Wippen geschah natürlich nicht gedankenverloren, sie wußte nur zu gut, welche Wirkung High-Heels an einem schönen Frauenfuß auf ihn besaßen.
Seinem frisch zubereiteten Früchtequark sprach sie reichlich zu.
»Oh«, entfuhr es peinlich berührt und erschrocken zu gleich.
Er schreckte aus seinen Gedanken und sah sogleich die Bescherung. Mehr als die Hälfte des Quarks, den sie auf dem Löffel hatte, war auf ihre rechte Schuhspitze gefallen.
»Wärst du so gut und entfernst es.« So höflich es klang, war es doch eine keinen Widerspruch duldende Aufforderung.
Er kniete sich sogleich mit Enthusiasmus vor sie. Sie streckte ihm gönnerhaft den Fuß entgegen und er leckte den Quark genüßlich von ihrem Schuh.
»Am Absatz ist auch etwas.«
Da war natürlich nichts, was die Lust, mit der er ihren hohen schlanken Absatz mit der Zunge umspielte keinen Abbruch tat.
»Ich denke, jetzt ist alles sauber.«
Er setzte sich ein wenig enttäuscht. Er hätte ihr gerne weiter die schwarzen Lack-Pumps geleckt.
Sie füllte sich die Schale ein weiteres Mal mit dem Früchtequark. Gerade als sie den ersten Löffel davon nehmen wollte, hantierte sie mit der vollen Schale derart ungeschickt, daß sie ihr so aus der Hand glitt und in ihrem Schoß landete, daß der ganze Inhalt sich von den Bürsten abwärts über das Kleid ergoß und die Hälfte im Schoß landete.
»Och nö«, entfuhr es ihr auf eine derart drollige Weise, die ihn beinahe zum Schmunzeln veranlaßt hätte. Die Absichtlichkeit war selbst für eine gespielte Situation zu offensichtlich.
Der Quark auf dem dunklen Latex sah nicht nur über ihren Brüsten zu verführerisch aus.
Sie fingerte die Schale aus ihrem Schoß, leckte den außen daran klebenden Quark ab und anschließend betont lasziv den von den Fingern, was seinen Blick auf ihre schönen unberingten Händen mit halblangen blutrot lackierten Nägeln, die schon manche Spur auf seiner Haut hinterlassen hatten, zog, und stellte die Schale auf den Tisch ab.
»Wärst du so freundlich, mir den Quark vom Kleid zu entfernen.«
Er leckte ihr den Quark, von den Brüsten angefangen, mit einer Begeisterung vom Kleid, selbst noch als längst kein Quark mehr darauf zu sehen war, sondern das Latex nur noch von seinem Speichel glänzte. So gut hatte ihm der Früchtequark schon lange nicht mehr geschmeckt.
Sie genoß sein Lecken, besonders erregend war es für sie, als er ihre Brüste durch das Latex hindurch leckte.
Später ›weihten‹ sie das Kleid gemeinsam ein, wobei er sich auf ihren Wunsch über ihr Kleid ergoß. Sie mochte es, wenn ein Mann über ihre Latexkleidung kam, wo sie es genüßlich mit den Fingern verrieb. Sie mochte das Spiel mit Sperma. Sie brachte ihn dazu, daß er eine seiner beiden Latexhosen im Jeansstil anzog, die Birgit für ihn seinerzeit besorgt hatte. Sie waren chic und praktisch zugleich, der Reißverschluß war so gearbeitet, daß er, ohne daß es auf den ersten Blick zu sehen war, durch den halben Schritt verlief.
»Es ist unhöflich, in Gegenwart einer Dame, die in verführerisches Latex gekleidet ist, ordinäre Baumwolle zu tragen, mein Lieber. Ich habe dir das beim Abendbrot zwar noch nachgesehen, aber damit ist jetzt Schluß. Außerdem sieht dein Knackarsch in einer Latexjeans noch einmal so verführerisch aus. Mich wundert, daß du nicht selber auf die Idee kommst, dich in Gegenwart einer Frau, von der du weißt, daß sie gerne mit dir vögelt, so zu kleiden, wie es ihr Auge erfreut. Man könnte manchmal meinen, daß du einer Frau absichtlich die Lust auf dich verderben willst.«
Das letzte war in einem betont scherzhaften Ton vorgebracht und doch bekam er sogleich ein schlechtes Gewissen. Sie hatte ihn mit ihrem verführerischen Latexkleid schließlich überrascht, so daß ihm gar nicht die Möglichkeit gegeben war, sich umzuziehen, ohne sie allein zu lassen, was er wiederum als unhöflich empfunden hätte. Es brachte ihm aber auch zu Bewußtsein, daß er meist gar nicht daran dachte, etwas zu tragen, was ›seine‹ Frauen an ihm als verführerisch empfanden, wie seine Latexhosen im Jeansstil.
Bezüglich des Clubs und der Party hatte sie nicht zuviel versprochen. Es wäre ihm zwar lieber gewesen, sie hätte dort auch das schöne Kleid getragen, aber sie bestand auf einem Ganzanzug derselben Farbe. Das sei für einen ganzen Abend bequemer und praktischer, vor allem beim Vögeln und das wollten sie ja schließlich auf der Party. Seine ›Enttäuschung‹ legte sich schnell, denn sie sah fast noch ein wenig verführerisch in dem Ganzanzug aus, zu dem sie Overknees aus schwarzem Lack im 1960er Jahre Stil, mit den damals üblichen halbhohen Blockabsätzen trug, die er mittlerweile mindestens als ebenso verführerisch empfand, wie die verbreiteten beinahe turmhohen schlanken empfand. Mit den immer häufiger zu sehenden Plateausohlen konnte er aber gar nichts anfangen, die machten in seinen Augen einen zu klobigen Fuß.
Das Essen war gut und reichlich, die Stimmung aufgeräumt und die Frauen waren angenehm anzuschauen. Sie begegneten zwei Paaren, die Bettina gut kannte und verbrachten einen Teil des Abends mit ihnen in angenehmer Plauderei, wodurch sie erst spät Zeit zum Vögeln fanden. Bettina schmiegte sich oft an und er legte häufig den Arm um ihre Taille, daß ihre Gesprächspartner sie für frisch verliebt hielten. Sie wußten nur wenig von Bettinas besonderer Lebensphase, die sie beide miteinander verband.
Er genoß den besonderen Reiz, den es hatte, in einer gutgelaunten Gesellschaft gleichgesinnter Sex zu haben. Aber es war auch schön, anderen dabei zuzusehen. Es mochte seinen Reiz haben, seiner schönen Nachbarin durchs Fernglas dabei zuzuschauen, aber es war etwas ganz anderes, das aus der Nähe zu tun und mit Wissen der anderen. Sich dabei zuschauen zu lassen, war auch nicht ohne besonderen Reiz, selbst für jemanden, der nicht allzu viel Exhibitionistisches besaß wie in seinem Fall.
Es war zwar nicht so, daß Bettina und er während dieser drei gemeinsamen Tagen kaum aus dem Schlafzimmer herausgekommen wären, wenngleich sie ihrer Lust nicht nur dort frönten, aber es war nicht weit von den tatsächlichen Begebenheiten entfernt. Sie trug stets etwas aus Latex, meist Sachen, die sich derart atemberaubend eng um ihren Körper schmiegten, als wären sie im Grund zu klein und ihre Formen somit äußerst verlockend zur Geltung brachten. ›Leider‹ aß sie während ihres Besuchs oft so ungeschickt, so daß er regelmäßig etwas von ihren Schuhen und ihren Latexsachen lecken mußte.
Ihn ließ schmunzeln, daß sie nun offensichtlich genauso ausufernd und bevorzugt über Latex im allgemeinen und besonderen sprach wie Birgit. Auch bei Bettina verdrängte er erfolgreich, daß er sie gerne darüber reden hörte, da es ihn selbst auf eine besondere Weise faszinierte, die er sich aber nicht so recht eingestehen wollte. Die kleine Manufaktur, bei der Bettina viele ihrer neuen Sachen auf Maß fertigen ließ, bildete Bettinas Hauptthema, wie freundlich und kompetent die Inhaberin sei, wie reizvoll die Anproben vor Ort und was sie alles aus Latex machen konnte und auch schon hatte usw. usf. Er hörte es geduldig an. Es war trotz allem etwas anderes, das aus Bettinas Mund zu vernehmen, als von Birgit. Bei Bettina kam noch die Begeisterung des weitgehenden Neulings hinzu, die zudem nicht wenig den Eindruck erweckte, als hätte vor ihr noch so gut wie niemand Latex als erotisch stimulierendes Material entdeckt. Bettinas Latexvorliebe war, wie die von Birgit und seiner Ornithologin primär sexuell orientiert, so daß ihre Ausführungen stets beinhalten, welche sexuellen Spielarten, in welchem Latex besonders reizvoll waren und wieviel Spaß sie daran hatten. Den Reiz und die Mannigfaltigkeit dessen, was sich sexuell in Wathosen aus Naturkautschuk machen ließ, abgesehen davon, eine Frau mit einem starken Massagestab durch diese hindurch zum Orgasmus zu bringen, hatte ihm seine Ornithologin in epischer Breite auseinandergesetzt. Seitdem konnte auch er Watstiefel und Wathosen erotisieren. Mitunter ertappte er sich dabei, daß er gegenüber einer Frau, der Latex gefiel, die Ausführungen seiner Ornithologin in beinahe der gleichen epischen Breite wiedergab, weil er von ihren Ausführungen fasziniert gewesen war, weshalb Bettina sich das an diesem Wochenende auch und gerne anhören durfte, obschon sie sicher war, daß er ihr zur Zeit als er mit der Ornithologin liiert war, bereits erzählt hatte. Sie schlug ihm vor, die Kombination von Massagestab, es befand sich einer in ihrem Gepäck, und der Wathose auch ihr auszuprobieren. Es war das erste Mal seit dem Ende seiner Beziehung mit der Ornithologin, daß sie überhaupt jemand trug. Wie nicht anders zu erwarten, gefiel ihr das ausnehmend gut und bekam sie einen intensiven Orgasmus dabei. Es sollte ihn schon arg wundern, wenn sie sich in absehbarer Zeit nicht auch eine Wathose zulegen würde.
Andererseits hatte er durch Birgit auch Fetischisten kennengelernt, für die es anscheinend unmöglich war, Sex und ihren Fetisch in Beziehung zueinander zu bringen, bei denen war es wirklich anstrengend, ihnen zuzuhören.
Doch abgesehen davon, war sexueller Fetischismus alles in allem ein ebenso so schönes und lebendiges Thema wie alle vollkommen harmlosen und Freude bereiteten und das Leben bereichernden Dinge.
Nicht nur, daß er während dieser drei Tage keine Gelegenheit hatte, sich um die ›Schöne Künstlerin‹ zu kümmern, er dachte nicht einmal an sie!
Fast ein wenig wehmütig reinigte er seine Latexsachen und räumte sie wieder in Schrank, nachdem ihn Bettina auf unbestimmte Zeit verlassen hatte. Wann würde er wohl wieder Gelegenheit haben, mit einer Frau in Latex Sex zu haben? Bettina hatte ihm nach einer langen Phase von halbherziger Gleichgültigkeit wieder so richtig Lust darauf gemacht.
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