Schlagwort-Archiv »Bücher«

Kurzes #14 – Die Marmeladentörtchen

Er hörte das Wasser im Bad rauschen. Er schmunzelte vor sich hin. Sie machte sich für ihn frisch. Er suchte nach den Keksen. Es waren gekaufte, noch in Zellophan einpackt. Er berührte die Packung mit spitzen Fingern, als enthielte sie etwas ganz besonders Abstoßendes. Zwar war es eine bessere Marke, aber das war nichts gegen selbstgebackene! Nachdem er sich vorhin soviel Mühe gegeben hatte, erschien es ihm als Sakrileg, ihr fertige Kekse zum Tee zu servieren. Vor allem da ihre Tees sorgsam ausgewählte Mischungen waren. Wie konnte jemand mit soviel Stil bei einer Sache nur so nachlässig bei einer anderen sein? Nein, das würde er nicht mitmachen. Das war ein Fall für seine berühmten Marmeladentörtchen. (mehr …)

Heinrich Böll »Ende einer Dienstfahrt«

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Eine verschlafene rheinische Kleinstadt im Spätsommer Mitte der 1960er Jahre. Vater und Sohn Gruhl, die in ihrem Heimatort Ansehen und Sympathie genießen, werden vor dem örtlichen Amtsgericht, das im alten Schulgebäude des Ortes untergebracht ist, wegen »[–] Sachbeschädigung und groben Unfug [–]« angeklagt und zur Entschädigungszahlung nebst sechs Wochen Haft verurteilt, letztere ist mit der Untersuchungshaft abgegolten. (mehr …)

Heinrich Mann »Professor Unrat«

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Professor Raat ist ein vom Leben enttäuschter Lehrer in mittleren Jahren an einem Kleinstadtgymnasium um 1900. Weil naheliegend wurde einst sein Name zu »Unrat« verballhornt. Dieser Spitzname haftet ihm unverändert seit seinem Eintritt in den Schuldienst an. In seinen Schülern sieht er nicht junge Leute, die seiner Erziehung anvertraut sind, sondern persönliche Gegner, die es zu »fassen« gilt. (mehr …)

Wolfgang Borchert »Das Brot«

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Eine Frau erwacht von einem Geräusch in der Küche. Es ist halb drei in der Nacht. Ihr Mann liegt nicht neben ihr. Sie steht auf, geht durch die dunkle Wohnung und findet ihn in der Küche. Sie schaltet das Licht ein. Sofort fällt ihr Blick auf den mitten auf dem Tisch stehenden Brotteller. Auf der Tischdecke liegen Krümel, obwohl sie am Abend zuvor saubergemacht hat. Ihr Mann behauptet, er hätte ein Geräusch gehört und sei aufgestanden, um nachzusehen. Die Frau weiß, daß er sie belügt, denn nur er kann etwas vom Brot abgeschnitten haben. Sie weicht seinem Blick aus, da sie nicht ertragen kann, daß er sie nach neununddreißig Jahren Ehe belügt. (mehr …)

Heinrich Böll »Die verlorene Ehre der Katharina Blum«

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Die freiberuflich tätige Hauswirtschafterin Katharina Blum lernt auf der Karnevalsfete ihrer Tante den jungen Ludwig Götten kennen. Katharina, die als prüde gilt, nimmt ihn mit in ihre Wohnung und verbringt eine Liebesnacht mit ihm. Am nächsten Morgen findet bei ihr eine Razzia statt. Götten soll ein unter ständiger Polizeibewachung stehender gesuchter Raubmörder sein. (mehr …)

Heinrich Spoerl »Der Maulkorb«

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Eine beschauliche rheinische Kleinstadt im alten Kaiserreich. Jeder kennt jeden. Der Kreis der örtlichen Honoratioren ist überschaubar. Man trifft sich regelmäßig Samstagabends im gleichen Weinlokal. Man redet, debattiert über das, was der Landesvater gesagt haben soll und was die Zeitungen darüber nicht geschrieben haben. Man ereifert sich, erhitzt sich und löscht den Durst mit reichlich Wein. Es wird spät. Der Wein tut seine Wirkung. Staatsanwalt von Treskow verläßt mit starker Schlagseite begleitet von seiner Dogge August als letzter das Wirtshaus. Irgendwie gelangt er nach Hause. Der Sonntag beginnt mit einem schier unglaublichen Ereignis: Ein Streife gehender Polizist entdeckt etwas Ungeheuerliches: Das Denkmal des Landesvaters ist von einem Unbekannt mit einen ordinären abgenutzten Maulkorb »verziert« worden. Es herrscht kein Zweifel; das riecht nach vorsätzlicher Majestätsbeleidigung durch subversive Subjekte. Reaktion auf die Rede, die der Landesvater gehalten und in der er unter anderem gegen die notorischen Nörgler gewettert haben soll. Die Gerechtigkeit muß ihren Lauf nehmen, so etwas kann im Interesse der Allgemeinheit und der staatlichen Autorität nicht geduldet werden. Staatsanwalt von Treskow, der noch unter den Folgen seiner Zecherei leidet, wird mit der Untersuchung beauftragt. (mehr …)

Wolfgang Borchert »Nachts schlafen die Ratten doch«

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Abends nach einem Bombenangriff. Ein neunjähriger Junge sitzt vor einem zerstörten Haus. Plötzlich taucht ein Schatten vor ihm auf. Der Junge befürchtet, daß man ihn entdeckt hat und wegbringen will. Doch es ist nur ein alter Mann, der zwischen den Schuttbergen nach Grünfutter für seine Kaninchen sucht. Der alte Mann verwickelt den Jungen in ein Gespräch und erfährt, daß der Junge, der lediglich ein halbes Brot bei sich hat und halb verhungert ist, bereits seit einigen Tagen an diesem Ort Wache hält, da im Keller des zerstörten Hauses sein toter kleiner Bruder läge und er die Ratten vertreiben wolle, damit sie die Leiche seines Bruder nicht anfräßen und seine Eltern noch leben. Darauf erklärt der alte Mann dem Jungen, daß er nachts nicht wachen müsse, denn »[–] hat euer Lehrer euch denn nicht gesagt, daß die Ratten nachts schlafen?[–]« (mehr …)

Buch-Neuerscheinung »Nachhilfestunden«

Ein guter Lehrer kann nahezu jedem Schüler etwas beibringen, und wenn dieser nicht aus sich heraus motiviert ist, dann muß er motiviert werden, notfalls auch mit ungewöhnlichen Methoden.

Rüdiger erinnert sich an das Motto seines Onkels, einem Lehrer aus Leidenschaft, um Ullas Konzentrationsprobleme zu lösen. Dabei greift er auch zu »handfesten« und »schlagkräftigen« Maßnahmen. Aber seine Versuche sind von Erfolg gekrönt. Ulla gelingt es, sich zu konzentrieren und ihr gefallen diese »Konzentrationsübungen« immer mehr. Und bald gerät das ursprüngliche Ziel, die Prüfung zu bestehen in den Hintergrund.

Ausführlich nachzulesen hier:

Klappentext
Ulla muß nur noch eine Prüfung machen, dann kann sie sich für die Abschlußarbeit anmelden. Allerdings ist sie bereits zweimal durch diese gefallen, bei der es lediglich ums Auswendiglernen geht. Ihr bleibt nur noch ein Versuch. Sie bitten ihren Kommilitonen Rüdiger um Hilfe. So sehr dieser sich auch bemüht; ihr gelingt es nicht sich ausreichend zu konzentrieren. Er will bereits aufgeben, doch dann fällt ihm ein alter speckiger Erziehungsratgeber aus dem 19. Jahrhundert in die Hand, der ihn mit seinen drastischen Methoden zu einem letzten Versuch inspiriert; und – es funktioniert. Ulla gelingt es, sich zu konzentrieren.

zur Leseprobe

Armin A. Alexander
Nachhilfestunden

ISBN 978-3-8370-7706-3
88 S., PB, € 9,00
Zur Bestellmöglichkeit

Zu den drei Vorab-Auszügen hier im Blog

» Kurzes #11 – Der Stuhl
Ein Stuhl, der auf Ulla »Eindruck machen« wird.
» Kurzes #9 – Auf allen vieren
Lernen mit Karteikarten einmal ganz anders.
» Kurzes #8 – Der Ratgeber
Rüdiger findet im Antiquariat einen alten Erziehungsratgeber, der ihn auf eine Idee bringt.

Pressestimmen

[…]Die didaktischen Versuche gewinnen ein Eigenleben und die beiden genießen immer mehr die gemeinsamen Stunden. Der Autor Armin A. Alexander erzählt seine Geschichte mit Esprit. […]
Zilli in den »Schlagzeilen« Nr. 103