Kurzes #31 – Begegnung im Mondschein
Mittwoch, den 3. März 2010 von: Armin A. Alexander
Der folgende Text ist eine Leseprobe aus dem Buch »Die Villa nebenan«
Zu Beginn der neuen Woche zeigte sich der Frühling von einer weniger schönen Seite, nämlich einer feuchten. Zudem wurde es kühler. Nur wenige Grade, doch war es nicht angebracht, ohne Jacke das Haus zu verlassen. Die Schöne Künstlerin hatte die Atelierfenster jetzt die meiste Zeit geschlossen. Und auch Schlaf- und Badezimmerfenster öffnete sie nur noch zum Lüften. Da die geschlossenen Fenster ihm lediglich einen eng begrenzten, schemenhaften Einblick ermöglichten, widmete er sich wieder verstärkt seiner Geschichte.
Doch wollte die Handlung nicht so recht weiterfließen. Nicht selten brütete er mehr als eine Stunde über einem einzigen Satz, den er dann anschließend wieder verwarf. Es lag nicht allein daran, daß sich die Handlung allzu schnell entwickelte und dadurch ins Oberflächliche abzugleiten Gefahr lief, sondern er fühlte eine gewisse Einsamkeit in sich. Vielleicht hatte Vivians starke Persönlichkeit mal wieder einen zu nachhaltigen Eindruck bei ihm hinterlassen. Es wollte ihm auch nicht recht gelingen, seiner Protagonistin eine unverwechselbare Identität einzuhauchen. Dabei hatte ihm zu Anfang ihre Person plastisch vor Augen gestanden. Doch beim Durchlesen der ersten Seiten stellte er fest, daß sie deutliche Züge seiner Nachbarin hatte und seit Vivians Besuch sich immer mehr zu deren Zwillingsschwester entwickelte. Beim jungen Mann dagegen war alles klar, gab es keine Unsicherheiten, aber bei ihr– (mehr …)