Kurzes #84 – Gespräch im Café
Sonntag, den 22. Januar 2017 von: Armin A. Alexander
Fortsetzung von»Gero und Daphne«, »Daphne« und »Die neue Zimmerwirtin«.
Die erste Nacht in seinem neuen Domizil stellte für Gero eine Erholung dar. Seine neue Zimmerwirtin hatte wahrhaftig nicht zuviel versprochen; es war außerordentlich ruhig. Das bequeme breite Bett steuerte ein übriges dazu bei. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal auf einer neuen, bisher noch unbenutzten Matratze geschlafen hatte. Fast hätte er sich gewünscht, Daphne neben sich liegen zu haben. Er mochte es neben einer Frau einzuschlafen und aufzuwachen. Seit sie sich kannten, war es aber dermaßen selten vorgekommen, daß er bei ihr übernachtete, daß er sich an jedes einzelne Mal erinnern konnte.
Er lebte sich schnell ein. Seine Wirtin hielt sich – für ihn erfreulich, obgleich er sich durchaus auf eine, für ihn schwer zu definierende Weise, von ihr angezogen fühlte – im Hintergrund. Nicht allein aus Höflichkeit – wie er annahm –, sondern weil sie spürte, daß er Zeit brauchte, um sich einigermaßen einzugewöhnen. Daß er sie physisch durchaus mehr als nur reizvoll fand, war ihr nicht entgangen. Er war ihr vom ersten Moment an als Mann erschienen, der sich, wenn auch eindeutig unbewußt, vor allem von üppigen Frauen angezogen fühlte und den sie sich tatsächlich nur an der Seite einer solchen vorstellen konnte. Sie wußte ja nicht, daß Daphne die bisher einzige üppige Frau in seinem Leben war, mit der er wirklich etwas begonnen hatte und durch die er, sich dessen erst langsam bewußt werdend, eine andere Sicht auf diese Thematik bekommen hatte. Wie dem auch sei, wieder einmal bestätigte sich, daß er für Frauen in bestimmten Grenzen ein offenes Buch war, was ihm selbst bisher nicht bewußt geworden war und vielleicht auch nie bewußt werden wird.