Dienstag, den 8. November 2016 von: Armin A. Alexander

Die Fortsetzung von Die »Gouvernante«
»Lars, du sollst sofort zur Schmitz-Grewe ins Büro kommen«, riß Holger ihn unsanft aus seinen Gedanken.
Holgers Mimik verriet nichts Gutes. Und Lars schrak zusammen. Schließlich bedeutete es nur selten etwas Gutes, ins Büro der Schmitz-Grewe zitiert zu werden.
Mit heftig klopfendem Herzen und weichen Knien ging er zum Büro der Schmitz-Grewe, das am entgegengesetzten Ende des Flurs lag.
Er hatte den Eindruck, daß die Kollegen in diesem Moment nur darum so intensiv mit ihrer Arbeit zugange waren, damit sie nicht in den Verdacht gerieten, mit ihm auf irgendeine Weise zu sympathisieren und zum anderen froh darüber zu sein schienen, daß der Kelch diesmal an ihnen vorübergegangen war. Doch machte er ihnen das nicht zum Vorwurf, er hätte sich an ihrer Stelle ähnlich verhalten.
Vor dem Büro der Schmitz-Grewe blieb er einen Augenblick stehen. Er fühlte sich wie ein Schüler, der sich einen Rüffel vom Direktor wegen einer Verfehlung abholen mußte, die offenbar so niederträchtig sein mußte, daß er sogar mit einem Verweis zu rechnen hatte, obwohl er nicht die leiseste Ahnung besaß, was ihm eigentlich zum Vorwurf gemacht wurde.
Zaghaft klopfte er an die Tür, als könne er jemanden mit dieser Geste besänftigen. Ein scharfes »Herein« ertönte von innen und sein Herz rutschte wieder ein Stück näher nach der Hosentasche.
Mit zitternden Fingern und feuchten Handflächen drückte er die Klinke nieder, öffnete fahrig die Tür und trat ein. (mehr …)