Fototip: Nachtaufnahmen

von
Armin A. Alexander

Nachtaufnahmen haben einen besonderen Reiz, verwandeln die gewohnte Umgebung ist etwas Neues. Sie sind nicht schwerer als Gegenlichtaufnahmen, wenn man einige wenige Dinge beachtet.
Zuerst muß man sich bewußt sein, daß es sich wie bei Gegenlichtaufnahmen um starke Hell/dunkel-Kontraste handelt. Man muß genau überlegen, wo der Schwerpunkt liegen soll. Soll nur der Bereich unter der Straßenlaterne richtig belichtet sein und kann der Rest in Schwärze untergehen? Oder soll soviel als möglich von der Umgebung zu sehen sein?
Farben werden immer verfälscht sein, oft grünlich, was an dem Spektrum der verwendeten Leuchtmittel der Straßenbeleuchtung liegt. Was aber kein Nachteil sein muß, im Gegenteil!
Sollen die Aufnahmen aus der Hand gemacht werden, sind Objektive mit großer Öffnung und hochempfindliche Filme oder die höchstmögliche Empfindlichkeit an der Digitalen einzustellen. Werden die Aufnahmen mit der Digitalen gemacht, muß man sich u. U. auf sichtbar verrauschte Bilder einlassen, ob das Rauschen störender als das grobe Korn des Films ist muß jeder für sich selbst entscheiden. Einen SW-Film wie der DELTA 3200 von Ilford hat eine Nennempfindlichkeit von ISO 3200 läßt sich aber z. B. in Mircophen problemlos auf ISO 6400 steigern und sogar auf ISO 12800! Letzteres erfordert aber ein bißchen Experimentierfreude, da Ilford keine Zeiten für diese Empfindlichkeitsausnutzung angibt. Gleiches gilt für den Kodak T-MAX P3200. In Farbe kann man auf den Kodak PORTRA 800 oder von Fuji den New Superia 1600 zugreifen.
Sind hochauflösendere Aufnahmen gefragt, ist ein Stativ unumgänglich. Die lange Verschlußzeit kann bei bewegten Objekten für interessante Effekte sorgen.
Bei der Belichtungsmessung gilt das gleiche wie bei Gegenlichtaufnahmen: Auf Automatik verzichten, denn die hat mit den extremen Kontrasten noch mehr Schwierigkeiten. Den bildwichtigen Teil anmessen, am besten mit Spotmessung, wenn vorhanden. Zwei weitere Aufmahmen mit einer Blende oder Zeitstufe mehr und mit einer Blende oder Zeitstufe weniger sind nicht schlecht. So hat man Auswahlmöglichkeiten und zugleich einen Vergleich.

Bei Langzeitbelichtungen von mehr als einer Sekunde muß beim Film der sogenannte Schwarzschildeffekt beachtet werden. D. h. die relative Filmempfindlichkeit sinkt. Als Faustregel gilt, daß die Belichtungszeit ab einer Sekunde verdoppelt werden muß. Bei Belichtungszeiten ab einer Minute helfen nur noch Belichtungsreihen, da sich jedes Material etwas anders verhält. Eine Minute gemesen muß schon mal auf 10 Minuten mehr ausgedehnt werden.

Die untere Straßenszene wie die Serie »HBF Köln« wurde auf einem Ilford DELTA 400 belichtet wie ISO 1600 und in Microphen entwickelt aus der Hand gemacht. Verwendete Optiken: 1,7/50mm und 2,8/28mm jeweils bei maximaler Öffnung.
Die oberen Bilder wie die Serie »Kölner Dom bei Nacht« wurden vom Stativ aus auf einem Ilford DELTA 100 mit einer Belichtungszeit im Minutenbereich und kleiner Blende aufgenommen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kommentare werden erst nach erfolgter Prüfung freigeschaltet.