Heinrich Böll »Im Tal der donnernden Hufe«

von
Armin A. Alexander

Interpretationen

Ein heißer Sommertag in einer Kleinstadt in der zweiten Hälfte der Fünfziger Jahre. Während fast alle die jährliche Regatta am Flußufer verfolgen, versucht der vierzehnjährige Paul mehr denn je mit der Pubertät fertig zu werden. Das stark katholisch geprägte Milieu in dem er aufwächst, läßt ihm keinen Spielraum, sondern zwingt ihn dazu, das aufflammende Begehren rigoros zu unterdrücken. ›Sünde‹ ist das Damoklesschwert, das über ihm schwebt. Zeitweise scheint Paul dazu bereit, ebenso rigorose Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Daß er es nicht tut verdankt er schließlich Katharina Mirzow, ›die Mirzowa‹, wie sie ihm Ort gerufen wird. Ein Mädchen in Pauls Alter. Katharina ist für die bigotten Einwohner die Bedrohung der Unschuld der Jugend schlechthin. Ist sie trotz ihrer Jugend körperlich doch bereits ganz Frau. An diesem Samstag wartet sie eingeschlossen in der Wohnung ihrer Mutter bis es Zeit für sie ist ihren Zug zu nehmen. Sie soll für einige Jahre zu ihrem Vater nach Wien reisen, damit sie die Dorfjugend nicht verführen kann. Die anderen Bewohner wollen es so. Paul klettert über den Balkon in ihre Wohnung. Die Begegnung mit dem Mädchen gibt ihm schließlich seelischen Halt.

 

Heinrich Böll beschreibt in dieser 1957 verfaßten Erzählung einfühlsam die seelischen Nöte, die ein junger Mensch während der Pubertät im bigotten katholischen Kleinstadt Milieu ausgesetzt war (ist?). Weil ihm keine Möglichkeit gegeben wurde (wird?) die eigene Sexualität gemeinsam mit einem gleichaltrigen Mädchen zu entdecken und erfahren. Statt dessen muß alles Körperliche geleugnet und unterdrückt werden, denn es ist ja Sünde. Doch in den jungen Leuten Paul und Katharina und ebenso Pauls Freund Griff entsteht die Bereitschaft, sich dem auf Dauer nicht zu beugen.

 

Heinrich Böll: Im Tal der donnernden Hufe »Bei Amazon

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kommentare werden erst nach erfolgter Prüfung freigeschaltet.