Ist es dem Dominanten erlaubt?

von
Armin A. Alexander

Betrachtungen eines BDSMer

 

Eine dominante Freundin hatte sich kürzlich nach dem Besuch einer Femdom-Party darüber gewundert, daß dort eine andere dominante Frau ›Sklaven‹ oral stimuliert hat. Sie hat sie gefragt, ob sie denn wirklich dominant sei, schließlich würde es sich für eine dominante Frau nicht gehören, einem Sklaven einen zu blasen. Die Antwort fiel wohl so aus, daß sie Männer gerne oral befriedige.

Es ist ein altes Klischee, daß dominante Frauen ihre ›Sklaven‹ nicht oral stimulieren oder sich von ihnen vögeln lassen, allenfalls sei ihnen erlaubt, sie mit dem Mund zu befriedigen. Ich habe bereits vor mehr als zehn Jahren Diskussionen hierzu erlebt, die mehr über das Verständnis von BDSM der Diskutanten aussagten, als über das Thema an sich.

Nicht wenig dürfte dabei das männliche Wunschbild der über ihm stehenden Frau, die zugleich jeder eigener sexueller Triebhaftigkeit entseelt ist. Es soll männliche Subs geben, denen es im Rahmen einer Session unmöglich ist, mit ihrer ›Herrin‹ sexuell zu verkehren, wenngleich sie damit außerhalb überhaupt keine Probleme besitzen. Was den betroffenen Frauen, die natürlich durch die Session sexuell erregt wurden und diese erfüllte Session mit erfülltem Geschlechtsverkehr abrunden möchten, Enttäuschung bereitet, weshalb sie in der Regel Strategien entwickeln, um doch zu ihrem Recht zu gelangen.

Umkehrt scheint es Selbstverständlich, daß ein männlicher Top mit seiner weiblichen Sub sexuell verkehrt, beziehungsweise sich von ihr sexuell bedienen läßt, sogar während der Session. Wobei der Top, der seine Sub oral stimuliert ähnliches Befremden ernten dürfte.

Meines Erachtens werden dabei einige Dinge durcheinander gebracht. Es sollte ein Unterschied darin besteht, ob die Frau, die einem Mann oral stimuliert, in dieser Situation aktiv oder passiv ist. Ist sie letzteres, wurde ihr das von ihrem Top ›befohlen‹. Ist sie aktiv, ist es ihre Entscheidung und die Frau aus der eingangs geschilderten Anekdote hat die ›Sklaven‹ aus eigenem Antrieb oral stimuliert. Sie hat sich genommen, wozu sie Lust hatte. Für sie waren die männlichen Subs Objekte ihres Vergnügens. Eigentlich sollte das einem Beobachter klar sein.

Entscheidend ist nicht was man tut, sondern in welchem Kontext man es tut. Das gilt nicht nur für sexuelle Handlungen im engeren Sinn. Nicht der Passive entscheidet in der entsprechenden Situation, mit seinem Aktiven auf irgendeinen Weise Sex zu haben, sondern der Aktive bestimmt den Zeitpunkt und die Art und Weise.

Ein dominanter Mann kann einer submissiven Frau ohne weiteres die Füße massieren und sie ihr liebkosen, ohne daß er dadurch ein Jota seiner Dominanz verliert, denn er entscheidet, wann er ihr die Füße massieren und liebkosen will. Abgesehen davon, daß man sein ›Eigentum‹ pflegt.

Das gilt analog für Urolagnie. Sie mag für den Passiven demütigend sein, setzt der Aktive sie ein, uriniert er den Passiven an oder gibt ihm seinen Urin zu trinken, ebenso demütigend kann es für den Passiven sein, den Aktiven anzuurinieren, insbesondere, wenn ihm die Vorstellung unangenehm ist, das bei jemand anderen zu tun und es nicht in sein Weltbild paßt.

Letztlich entscheidet immer der Aktive und wenn ihm danach ist, den Passiven oral zu stimulieren oder die Füße zu massieren, so ist das eben so und der Passive hat zu ›gehorchen‹. Wenn der Passive dabei sein Vergnügen hat, so ist das, was schließlich beide wollen; Spaß an der Sache haben.

 

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