Kurzes #72 – Die Fetischistin

von
Armin A. Alexander

Es gibt so Momente, da bin ich im Zweifel, ob ein Fetisch nicht doch die Dimension einer klassischen Sucht annehmen kann. Jedenfalls, wenn ich meine aus allen Nähten platzenden Kleiderschränke anschaue – Was willst Du, Frauen kokettieren nun einmal gerne – Ob das in unseren Genen liegt? Keine Ahnung, wahrscheinlich liegt es an unserer Sozialisierung – Natürlich würde ich nicht eines meiner Stücke weggeben. Dafür bin ich viel zu sehr Fetischistin und habe viel zuviel Spaß damit und brauche es auch irgendwie, wie Du weißt. Es bereichert mein Leben und hat mich schon manch interessanten Mann kennenlernen lassen – Ja, Du bist auch alles andere als uninteressant – Nach Komplimenten fischen kannst Du. Ich denke, Du weißt genau, wie Du Dich einzuschätzen hast – Das ist gut, ein Leben ohne Fetisch ist zwar möglich, aber reizlos – Ja, so empfinde ich auch oft.

Du hast noch nie nachvollziehen können, warum etwas derart harmloses wie Fetischismus überhaupt als Problem angesehen werden konnte und von manchem noch immer wird. Das kann man auch nur verstehen, wenn Leute so etwas bewerten, die sexualfeindliche Moralvorstellungen haben. Wenn man bedenkt, daß Fetischismus erst 1887 von dem französischen Psychologen Alfred Binet als sexuelle Perversion eingeordnet worden ist – Ach, das wußtest Du bereits? Ehrlich gesagt, hätte es mich gewundert, wenn Du es nicht gewußt hättest – Was willst Du von jemanden verlangen, der im Hauptberuf katholisch und im Nebenberuf Psychologe ist – Natürlich sagt seine Einordnung mehr über sein Verhältnis zur eigenen Sexualität aus, als daß, was er damit aussagen wollte. Wie dem auch sei, seine Einschätzung fiel auf fruchtbarem Boden. Man glaubst gar nicht, wie hartnäckig Unsinn sich hält, insbesondere, wenn es ins Weltbild bestimmter Leute paßt – Das stimmt, das erleben wir tagtäglich – Ja, Du hast schon recht, was ich nicht haben und woran ich keinen Spaß haben kann, das gönne ich auch keinem anderen. Mir ist es gleich, worin sich jemand gerne kleidet, wenn er seinen Spaß daran hat und seine Erfüllung findet. Wichtig ist nur, daß das auf Freiwilligkeit und mit Risikobewußtsein gemacht wird.

Ob das davor ein Problem war? Soweit sich das beurteilen läßt, wurde das zuvor allenfalls als Kuriosität betrachtet, falls sich überhaupt jemand darüber ernsthaft Gedanken gemacht hat. Du weißt doch, wie prüde das neunzehnte Jahrhundert in allem war, was mit dem Körper und der Sexualität zu tun hat. – Schön, daß du das genauso siehst – Sicher spricht daraus eine tiefsitzende Angst vor Sexualität im allgemeinen und vor den eigenen tief verwurzelten und verdrängten Bedürfnissen im besonderen. Man kann sich leicht darüber echauffieren, aber man sollte immer berücksichtigen, daß die Menschen damals zu einer panischen Angst vor allem Geschlechtlichen, das nicht der Fortpflanzung dient, erzogen worden sind und sie diese panische Angst an ihre Kinder weitergegeben haben. So gefährliche Mythen wie, daß Masturbieren zu Rückenmarksschwund und Gehirnerweichung führe, oder – harmloser – sich negativ auf das Sehvermögen wirkt – Wo habe ich denn nur meine Brille hingelegt, ohne die sehe ich nicht viel – Ja, Du lachst, aber Du bist ohne Deine Brille doch selbst so blind wie ein Maulwurf und da Du gleichfalls oft und gerne onanierst, wie Du sagst, wenn auch sicherlich nicht so häufig wie ich, könnte da durchaus etwas dran sein.

Wir haben gut lachen, wir wissen, daß das Unsinn und Enthaltsamkeit nicht gut ist, für beide Geschlechter. Wir onanieren gerne und sooft wir Lust dazu haben, kennen kein schlechtes Gewissen diesbezüglich. Ich rede gerne über Sex und fast noch lieber übers Onanieren. Ich onaniere einfach wahnsinnig gerne – Ach, das ist Dir schon aufgefallen, was Du nicht sagst – Ich sehe ohne Brille wirklich nicht viel – Du findest Frauen mit Brille sexy, das gibt ihnen etwas Intelligentes – Ja, ja, mache Dich nur über eine ›alte‹ Frau lustig – Klar ist vierzig heutzutage kein Alter mehr, so meinte ich das auch nicht, das weißt Du nur zu gut – Ich habe das Gefühl, Du willst mich mißverstehen.

Du bist ein alter Schleimer – So, so, wenn man eine Frau flachlegen will, dann muß man schleimen, weil das den Boden schön rutschig macht. Ich sage dazu nur, dann ziehe ich Gummistiefel mit rutschfester Sohle an. Ich habe schließlich genug davon. Für jemanden der einen Fetisch für Regenbekleidung aus Gummi, PVC und Plastik hat, ist das nur folgerichtig – Ich weiß, daß Du es geil findest, wenn ich Gummistiefel trage, obschon, wenn ich daran denke, wie sehr Du Dich immer bei mir einschleimst, ist es vielleicht sinnvoller, meine Watstiefel zu tragen, bei Dir watet man ja mitunter knietief darin – Du brauchst nicht zu erwähnen, daß du mich in Watstiefel auch sexy findest.

Ja, den Mantel habe ich neu, chic, nicht? Schöne weiche, glänzende PVC-Folie, außen Blau und innen Dunkelgelb. Der Mantel läßt sich wenden – Ja, ich finde das Blau außen auch schöner. Das Gelb wirkt als Kontrast lebendiger – Was denkst Du denn? Selbstverständlich habe ich darin schon onaniert. Du weißt genau, wenn ich so etwas in der Hand halte, muß ich es auch auf der nackten Haut spüren – Ich weiß, daß Dir die Vorstellung ausnehmend gut gefällt, meinen üppigen Körper in dem Mantel zu sehen. Das Leuchten in Deinen Augen ist nicht zu übersehen. Ich glaube, Du sabberst sogar schon ein wenig – Du mußt keine Schnute ziehen, Du weißt genau, daß mir das gefällt. Du weißt, wie sehr ich es mag, wenn einem Mann gefällt, trage etwas Bestimmtes. Ich ziehe gerne für einen Mann etwas Bestimmtes an, wenn es ihn erregt, dabei komme ich schließlich auch auf meine Kosten. Ich kann es ja selbst kaum erwarten, ihn für Dich anzuziehen – Er könnte enger anliegen, meinst Du? Ich mag gerade, daß er weiter geschnitten ist, schließlich bin ich keine zarte Elfe – Ja, ich weiß, in Fetischkleidung gehören Rundungen und ein – wie sagst Du – Hungerhaken wirkt darin noch dünner. Da pflichte ich dir teilweise bei. Manchmal hätte ich schon ein paar Kilo weniger, vor allem beim Bauch, den hätte ich lieber flacher und fester – Ich weiß, daß Dich das nicht stört und die Rundungen bei mir an den richtigen Stellen sind. Aber Du weißt, wie eitel Frauen sein können, nie wirklich zufrieden mit sich, auch wenn sie objektiv dem Schönheitsideal entsprechen – Dir ist das zu mager, das weiß ich. Ich hatte schon mal weniger. Das ist zwar einige Jahre her und das erreiche ich wohl nicht wieder – Nein, so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Ich habe mich damit abgefunden und ich fühle mich ja auch wohl dabei. Mir gelingt es ja auch, mein Gewicht zu halten – Klar habe ich schon versucht, Gewicht zu reduzieren, aber dieses Hungern – ohne zu hungern geht das ja nicht – hat sich nicht gut auf meine Stimmung ausgeübt, mich leicht reizbar werden lassen, da lieber einige Kilos zuviel und ausgeglichen – Du hast mich noch nicht gereizt erlebt. Dafür kennen wir uns noch nicht lange genug. Abgesehen davon willst Du das nicht wirklich erleben.

Wo ich kein Gramm missen möchte, sind meine Brüste – Bei Dir würde es mich auch wundern, wenn Du nicht auf große Brüste stehen würdest. Meine mögen nicht mehr so fest sein, wie vor zwanzig Jahren – Wie, ich hätte mit zwölf dann schon große Brüste haben müssen – Du bist wirklich manchmal unerträglich mit Deiner Schleimerei – Ich glaube, Du nimmst mich nicht ernst – Ach, tust Du doch! – Ich weiß nicht, aber lassen wir das. Ich sehe schon, mit Dir ist da nicht zu reden. Für Dich hat mein Körper ideale Maße, damit muß ich mich abfinden – Ach, komm, so habe ich das nicht gemeint. Natürlich bin ich froh, daß ich Dir gefalle, wie ich bin. Das tut gut als Frau – Habe ich auch gehört, daß üppige sowie dicke Frauen mehr und besseren Sex haben als allzu schlanke, und klar gibt es jede Menge schöner üppiger und dicker Frauen – Mit einer üppigen Frau ist Kuscheln schöner – Zum Glück kuschelst Du nicht nur mit mir – Nein, im Augenblick kuschele ich gerne mit Dir – Du hast einen Kuschelfetisch, meinst Du. Wenn das so ist, habe ich auch einen. Nur beim Sex kann ich mit Kuscheln nichts anfangen – Klar, daß Dir das genauso geht.

Wann es bei mir mit meinem Fetisch für Regenbekleidung angefangen hat, fragst Du – Ja, ich weiß, ich hatte Dir versprochen, Dir das mal zu erzählen –Das kann ich so genau nicht sagen, fast bin ich geneigt zu sagen, solange ich mich erinnern kann. Ich hatte wie alle Kinder Gummistiefel und diese gelben Friesennerze aus PVC. Ich bin gerne durch Pfützen gestapft und habe im Matsch gespielt, vielleicht sogar mehr als andere Kinder, wenn ich meinen Eltern Glauben schenken darf. Jedenfalls müssen meine Gummistiefel und meine Regenjacken immer von oben bis unten mit Schlamm bespritzt gewesen sein. Da wir eher ländlich wohnten, gab es natürlich genug Gelegenheit durch den Matsch zu stapfen – Daß Du das auch gerne gemacht ist, wundert mich nicht. Das Gegenteil würde mir zu denken geben – Ich mag es, wenn Du mir mit den Fingern Locken ins Haar drehst, auch wenn ich bereits reichlich Locken von Natur aus habe – Tja, wie ging das weiter. – Später, als ich die Schule kam, bin ich nicht verständlicherweise mehr so gerne und oft durch Pfützen gestapft, aber ich habe meine Gummistiefel weiterhin gerne getragen. Ich habe mich sogar immer ein wenig auf Regenwetter gefreut, obschon ich sonnige Tage mochte, aber bei Regenwetter konnte ich meine Gummistiefel in der Schule tragen und natürlich meinen Regenmantel. Das war kein gelber Friesennerz mehr, denn die waren für mich bereits jenseits allen Chic, sondern ein modischer roter Mantel mit Gürtel aus PVC. Schicke Gummistiefel und Regenmäntel aus PVC haben mich die ganze Kindheit hindurch begleitet. Ich wollte immer beides haben. Für den klassischen Friesennerz habe ich mich erst viele Jahre später wieder erwärmen können – Ob Regenmäntel aus PVC mich bereits vor der Pubertät auf eine bestimmte Weise erotisch angesprochen haben? Ja, schon, im Rückblick würde ich das sagen. Das interessante ist, daß sich niemand etwas dabei gedacht habe, daß ich so gerne Regenmäntel aus PVC und Gummistiefel getragen habe. Man fand das eher vernünftig in Verbindung mit Regenwetter – Klar, habe ich die auch für mich zuhause angezogen und mich so richtig wohl gefühlt und da ich ein Mädchen bin und Mädchen sich gerne ›verkleiden‹ und so, hat sich niemand etwas dabei gedacht.

Ich war zwölf, glaube ich, als ich das erste Mal auf die Idee kam, einen meiner Regenmäntel auf der nackten Haut anzuziehen. Ich habe relativ früh begonnen, mir an der Möse zu spielen, es waren immer schöne Gefühle, wenn man es auch noch nicht als richtiges Onanieren bezeichnen kann. Doch als ich das erste Mal den Regenmantel auf der Haut gespürte habe, habe ich zum ersten Mal bis zum Orgasmus onaniert. Kurz darauf hatte ich meine erste Menstruation – Ich weiß, daß das nicht unbedingt etwas miteinander zu tun hat, es ist mir nur im Gedächtnis geblieben. Jedenfalls war das in dem Regenmantel und meinen schicken Gummistiefel derart schön zu onanieren, daß ich ihn immer wieder anzogen habe, hatte ich Lust zu onanieren und ich hatte oft Lust zu onanieren und mir dabei die Möse oft an einem Gummistiefel gerieben – Das wundert mich nicht, daß Dir Du lebhaft vorstellen kannst, wie so eine pubertierende Zwölfjährige in einem Regenmantel aus PVC onaniert, in dem sie sich die Möse an einem Gummistiefel reibt – Wann es anfing, daß ich mir Regensachen aus PVC gekauft habe, um meinem Fetischismus bewußt zu befriedigen, möchtest Du wissen? Mit fünfzehn, da war mir klar, daß das nicht nur eine Laune war, sondern ein starkes sexuelles Bedürfnis. Es ist ja auch ein relativ preiswerter Fetisch, im Gegensatz zu Gummi oder Leder – Ob mich Gummi damals schon erregt hat, fragst Du? Du meinst, weil ich heutzutage auch Gummi zu meinen Fetischen zähle, wenn auch nur wenige Sachen aus Gummi besitze, die keine Regenbekleidung sind. Ja, schon, Du darfst nicht vergessen, daß ich schon immer Gummistiefel mochte. Es hat ja immer schicke Gummistiefel gegeben, wenn vielleicht nicht so viele wie heute. Aber wenn man wollte, hat man immer welche bekommen – Ob ich damit aufgefallen bin, meinst Du. Ich weiß, woran Du denkst, das sehe ich an dem Leuchten in Deinen Augen und dem Grinsen um Deinen Mund. Und bevor Du fragst; ich war mit fünfzehn noch Jungfrau – Nein, ich hätte schon gewollt, nur gab’s irgendwie niemanden, der mir gefallen hätte, sonst hätte ich wohl schon mit dreizehn das erste Mal gevögelt. Gedacht habe ich in dem Alter bereits daran und wäre auch bereit dazu gewesen – Wie, Du kennst einige Frauen, die mit dreizehn angefangen haben. Ich auch, aber ich wollte Dir von etwas anderem erzählen – Ja, richtig, wie auf meine Gummistiefel in der Schule reagiert worden ist. Genaugenommen hat nur einer darauf reagiert. Wir fanden den alle ganz süß, wir Mädchen damals – Ja, ich weiß, Männer, besonders wenn sie noch auf dem Weg dahin sind, finden es gar nicht prickelnd, wenn sie von Mädchen als ›süß‹ bezeichnet werden. Dabei meinen wir das gar nicht abwertend, im Gegenteil – Ach, komm, jetzt ziehst Du mich auf – Mann, Du kannst ganz schön direkt sein, weißt Du das – Ach, das weißt Du und es kratzt Dich nicht. Gut, das werde ich mir merken – So, so, aber dennoch möchtest Du mehr über den Jungen von damals wissen – Du machst keine Einwürfe mehr. Na ja, ich will das einmal glauben. – Also, er war einer der ruhigen, der mehr seine Nase in Bücher gesteckt hat, vor allem in Bücher, die nichts mit der Schule zu tun hatten, und war für sein Alter sehr eloquent. Er hat mit allen Mädchen geflirtet, aber ohne konkrete Absichten – Ach, das hast Du auch in dem Alter. Sieh einmal an, weißt Du, richtig glaube ich das nicht, also, daß Du das ohne konkrete Absicht gemacht hast, nicht auf die Art, wie Du heute flirtest – Gut, dann bin ich frech, aber darauf stehst Du doch! – Wenn Du mich nicht immer unterbrechen würdest, könnte ich weitererzählen. – Schiebst Du mir Deine Hand unter den Rock? Du weißt, wie gerne ich sie dort spüre – Ja, so ist es schön – Ich bin ganz schön feucht, meinst Du? Ich bin meist recht feucht, das hat nichts zu sagen – Gut, daß Dich das beruhigt.

Also, der Junge bekam besonders leuchtende Augen, trug ich meine Gummistiefel. Damals besaß ich zwei verschiedene Paare beide mit Blockabsatz, das eine in Beige das andere in Rot – Ja, die habe ich beide noch, obschon sie mir heute ein wenig eng sind, ich habe seither eineinhalb Nummern zugelegt. Da ich auf Anraten meiner Eltern die Gummistiefel ohnehin etwas größer gekauft worden sind, damit ich auch dicke Strümpfe darin anziehen kann, kann ich sie mit Nylons oder ganz ohne Strümpfe, was mir am liebsten ist, gut tragen, ohne daß mir die Füße wirklich weh tun. – Doch zurück zu dem Jungen, der zwar alles andere als schüchtern im Umgang mit Mädchen war, doch zitterte seine Stimme spürbar, wenn er mir bezüglich meiner Gummistiefel, sowie meines schicken roten PVC-Regenmantels Komplimente machte. Die machte er mir aber nur, wenn niemand anderer in Hörweite war. Ich hörte das nur zu gerne und zeigte es ihm auch. Aus seinem ganzen Verhalten sprach, daß er sich nicht sicher war, ob ich fetischistisch veranlagt war. Mir war das ja bereits klar, und ich war sogar stolz darauf, anderes zu sein als die ›Normalen‹. Wenn ich nie etwas sein wollte, dann war es ›normal‹ – Nein, wir hatten das bereits im Sexualkundeunterricht, als ich vierzehn war, eigentlich ging es da primär um Verhütung und ›normales‹ Sexualverhalten und so – Nein, ich weiß gar nicht mehr das zur Sprache gebracht hat, unsere Lehrerin war es jedenfalls nicht. Vermutlich hat jemand irgendwo etwas über die sogenannten ›Perversionen‹ gelesen hat,und vielleicht auch nur unsere Lehrerin in Verlegenheit bringen. Du weißt ja, wie man in dem Alter ist – Du meinst, in der Bravo hat es jemand gelesen? Kann schon sein. Ich weiß es nicht mehr – Nein, ich habe damals bei meinen Freundinnen mitgelesen – Unsere Biolehrerin hat das ohne falsche Scham aufgegriffen, die war sehr progressiv. Sie meinte, solange der Fetisch nicht reiner Selbstzweck würde, das heißt, solange er nicht wichtiger als der Partner sei, sei das eher als Marotte denn als ›Problem‹ zu sehen und die Grenzen seien ohnehin fließend und so – Ich glaube, sie sagte wirklich ›Marotte‹ – Stimmt, eine Art von negativer Wertung ist das auch. Vielleicht sagte sie auch etwas anderes. Das ist ja bereits fünfundzwanzig Jahre her. – Also der Junge wußte nicht so recht, wie er mich in dieser Hinsicht einschätzen sollte. Dafür wußte ich nur zu gut, wie ich ihn einschätzen sollte. Richtigen Sex wollte ich schon lange haben, zum anderen gefiel mir der Junge in mehrfacher Hinsicht. Ich konnte sicher sein, daß er mich meines Fetischismus wegen, nicht nur nicht scheel anblicken würde, worüber ich mir bei den anderen Jungen nicht sicher war, sondern daß gerade ihm das besonders gut gefallen würde – Ja, daran denke ich auch oft, daß man bereits in dem zarten Alter genau die ›perversen‹ Neigungen hat, die gemeinhin erst den Erwachsenen unterstellt werden. Manche glauben wohl tatsächlich, daß man bis zur Volljährigkeit nur rosaroten Kuschelsex haben kann und erst mit der Zeit kämen die ganz ›bösen‹ Neigungen zutage. Die Erfahrung bestätigt das ja auch. Die meisten ›Perversen‹, die ich kenne, wußten davon schon während der Pubertät, wenn sie es nicht benennen konnten – Das beruhigt mich, daß dich beruhigt, daß dem so ist.

Ich ließ ihn schnell wissen, daß ich Lust auf ihn hatte, was die Sache beschleunigt – Gut, daß Du das zugibst, daß besonders in dem Alter die Mädchen bestimmen, wann etwas geht und die Jungen in der Regel sich brav einfügen – Er war überglücklich, mit dem hübschesten Mädchen der Klasse – wie er sich ausdrückte – zusammen sein zu können. Ich sagte ihm auf den Kopf zu, daß ich wüßte, daß er meine Gummistiefel und meine PVC-Regenmäntel geil findet, ich würde diese Sachen selbst geil finden, und daß ich Regenmantel und Gummistiefel tragen würde, wenn wir miteinander vögeln – Daß er zuerst tatsächlich erstaunt und nicht allzu intelligent dreingeschaut hat, kannst Du Dir doch denken! Aber er hat sich schnell gefaßt und mir sogleich gestanden, daß er selbst Gummistiefel, Friesennerz und Gummihandschuhe beim Onanieren tragen würde, doch im Alltag bei Regenwetter seinen Parka praktischer finden würde – Klar habe ich meinen roten PVC-Regenmantel und Gummistiefel beim ersten Mal getragen, auch Gummihandschuhe, er hatte mich darum gebeten, sie anzuziehen – Ja, die mochte ich schon damals. Es ist ein schönes Gefühl, damit zu onanieren – Ich weiß, daß ich Dir das nicht zu erzählen brauche.

Ich werde nie vergessen, wie er mich das erste Mal in dem Regenmantel, den beigen Gummistiefeln, die gefielen ihm besonderes gut, wegen des Kontrastes, da Sohle und Blockabsatz Schwarz sind, sah – Natürlich werde ich die auch einmal für Dich anziehen, aber nur wenn Du mich nicht ständig in meiner Erzählung unterbrichst. – Ich hatte den Gürtel enggeschnürt, was meine damals bereits ansehnlichen Brüste betonte. Ich sah nicht nur sexy aus, ich fühlte mich auch so, das erste Mal so richtig als Frau. Er hatte natürlich schlagartig einen Ständer bekommen. Objektiv betrachtet sah er in seinem Friesennerz und seinen gelben Gummistiefeln nicht annähernd so sexy aus wie ich, doch für eine Fetischistin in das Material entscheidend und ich fand es erregend. Ich hatte meine Hände lässig in den Manteltaschen und blickte ihn kokett an. Ich habe seine Blicke, mit denen er mich förmlich verschlang, enorm genossen. Ich war mir meiner Wirkung auf ihn bewußt. Er schien nicht zu wissen, was er machen sollte.

Ich habe seinen Schwanz angefaßt, was ich meinerseits nicht erwarten konnte. Es war schön, das erste Mal einen in der Hand zu halten. Ich habe kaum etwas gemacht, da hat er mir schon über den Regenmantel gespritzt. Ich fand es irre, daß er derart heftig reagiert hatte – Klar, mag ich es heute noch, wenn ein Mann über meinen Regenmantel kommt, das weißt Du doch. Du machst es doch oft genug – Wie lange der Junge und ich zusammen waren? Das waren schon einige Jahre. Du weißt, wenn sich zwei Fetischisten einmal gefunden haben – Wir haben auch Regenspaziergänge im Wald gemacht. Wie seinerzeit als kleines Mädchen war es für mich am schönsten, waren anschließend meine Regenmäntel und meine Gummistiefel von oben bis unten mit Schlamm bespritzt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. – Das stimmt nicht so ganz, es hat sich doch etwas geändert, es gibt keine besorgten Eltern mehr, die darüber den Kopf schütteln und gut gemeinte Ratschläge geben können. Ich kann meine PVC-Regenmäntel von oben bis unten voll Schlamm haben, das Wasser kann mir in den Gummistiefeln stehen, ich kann mich in meinen Regensachen im Schlamm wälzen und muß nicht daran denken, was die Eltern dazu sagen würden – Klar mache ich das hin und wieder. Es macht irre Spaß – Das kannst Du Dir vorstellen. Es würde mich wundern, wenn Du das nicht könntest – Was ich dann darunter trage? Nun, einen Ganzanzug aus Gummi, ich trage gerne Ganzanzüge aus Gummi unter meinen Regensachen. Zum einen, weil ich das Gefühl auf der Haut mag, zum anderen, weil es eine gute Figur macht – Ich hätte eine gute Figur, bist Du überzeugt? Du bist ein elender Schmeichler, aber Du mußt zugeben, daß ein enger Gummianzug daraus eine beinahe perfekte Rundung macht. Was sage ich Dir das! Du vergißt doch alles, siehst Du eine Frau in einem hautengen Anzug aus Latex. Vermutlich kannst Du auch erst dann Sex mit ihr haben – Damit würde ich gar nicht so falsch liegen. Schön, daß Du das zugibst. Im Ernst, ich finde es erregend, wenn ein Mann ohne seinen Fetisch keinen Sex haben kann und ich sehe nur zu gerne einen Mann in Gummi. – Viele Ganzanzüge habe ich nicht vier oder fünf. Mir gefällt Regenbekleidung aus Gummi eindeutig besser.

Natürlich bedauere ich es, daß es heute kaum noch Regenbekleidung aus Gummi gibt. Aber die hochwertigen aus mit PVC beschichteten Gewebe fühlen sich ja auch gut an und sind optisch wie haptisch sind gummierten Stoffen schon ähnlich.

Die Sachen aus Plastikfolie finde ich auf eine besondere Weise sexy, sie haben so etwas Flottes, wie soll ich es anders ausdrücken. Das siehst Du an meinem neuen Mantel

Man soll gar nicht glauben, wie zahlreich die Regenbekleidung aus mit PVC beschichtetem Gewebe oder aus hochwertigem PVC ist. Dabei habe ich die bunten Sachen besonders gerne.

Du findest, daß wir genug geredet haben, und ich meinen neuen Regenmantel anziehen soll und meine beigen Gummistiefel. Das ist eine gute Idee, er muß ja noch eingeweiht werden.

Ein Kommentar zu „Kurzes #72 – Die Fetischistin

  1. Anonymous sagt:

    Ich finde diese Geschichte sowas von schön . Mir geht es genau so oder beser schon als kind habe ich dieses Gefühl bessen wie heute immer noch . Nur der Unterschied ich bin männlich .

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