Kurzes #115 – Ziehen der Konsequenzen

von
Armin A. Alexander

Fortsetzung und Abschluß von: Nachhife tut Not, Der wilhelminische Erziehungsratgeber, Unkonventionelle Maßnahmen, Der Stuhl, Auf allen vieren Kontrollverlust und Der Test

 

Schwarzer Mini, High Heels, Nylons, durchsichtige Bluse, keine Dessous außer notwendiger Hüfthalter, laute Rüdigers SMS.

Ob sie in einem Monat die Prüfung machen konnte, ohne sich beim Niederschreiben der Antworten lustvoll vorzustellen, wie ihr für jede falsche Antwort der nackte Po versohlt würde? Sie konnte kaum noch an irgendeinen Baustoff denken, ohne von einem wohligen Gefühl durchströmt zu werden, einem sinnlichen Kribbeln von den Zehen bis in die Haarspitzen.

Auch jetzt beim bloßen Lesen der SMS und der Imaginierung dessen, was er ihrer Meinung nach plante, konnte sie nicht umhin, einen Moment die Augen zu schließen und ein leises wohliges Schnurren von sich zu gehen.

Kaum hatte dieses ihren hübschen Mund verlassen, wurde ihr bewußt, daß sie ja nicht allein zu Hause war, sondern sich mitten auf einer belebten Geschäftsstraße befand. Vorsichtig sah sie sich um. Nein, es war keinem aufgefallen. Die Aufmerksamkeit der meisten galt ausschließlich diesem schönen Sommertag.

Sie las die SMS noch einmal.

Welche Bluse er meinte war klar. Sie besaß nur eine, deren Stoff so dünn wie ihre geliebten Nylons war. Vor zwei oder drei Wochen hatte sie diese getragen, während sie bei ihm war, sie war sicher, daß sie ihm gefallen würde. Natürlich mit einem schönen schwarzen BH darunter. Noch offener wollte sie ihn nicht ›provozieren‹.

Ob ihm da diese Idee gekommen war?

Letztlich war das nebensächlich.

Nur, welcher Rock? Sie konnte sich nicht erinnern, in seiner Gegenwart jemals einen schwarzen Mini getragen zu haben, und die beiden schwarzen Röcke, die sie besaß, einer aus Leder, waren nicht sonderlich kurz.

Derart in Gedanken versunken, lief sie an jener Lederbekleidungsboutique vorbei, vor der sie gewöhnlich einen Moment stehen blieb. Sie führten einfach zu schicke Sachen. Eine enge Hose, die ihre breiten Hüften noch ein wenig üppiger wirken ließ, und zwei enge knielange Röcke, alle aus schwarzem handschuhweichem Leder, waren das einzige, was sie sich bisher gegönnt hatte, da sie Lederbekleidung als etwas zu extravangt für eine Vorlesungen besuchende Studentin ansah. Außerhalb der Uni gab es nicht so viele Gelegenheiten, sie zu tragen.

Sie war kaum zwei Schritte am Schaufenster vorbei, da blieb sie wie angewurzelt stehen, so plötzlich, daß ein älterer Herr, der hinter ihr ging, fast gegen sie gelaufen wäre. Er war so verdutzt, daß er gar nicht daran dachte zu protestieren. Sie dagegen bemerkte ihn nicht einmal.

Das kam ja wie gerufen! Ihr Blick klebte förmlich an dem schwarzen Ledermini, der etwas weiter hinten im Schaufenster lag. Für einen Gürtel zu breit und für einen Rock zu kurz, fiel ihr spontan ein Spruch ein, den sie irgendwann irgendwo aufgelesen hatte. Alltagstauglich war eindeutig etwas anderes. Aber dafür war der Rock ja auch nicht gedacht. Schließlich führten sie auch Lederbekleidung für ›besondere‹ Gelegenheiten.

Ihr Entschluß stand fest. Der mußte es sein. An den hatte er sicherlich gedacht. Das würde ihm gefallen und ihr damit auch – oder war es umgekehrt? Wie dem auch sei, jetzt war nicht die Zeit für Wortklaubereien.

Wenige Minuten später war sie um einen stattlichen Betrag für so wenig Material ärmer und um ein außergewöhnliches Kleidungsstück reicher.

Du gehst selbstverständlich ohne Jacke, kam eine zweite SMS, kaum daß sie die Boutique verlassen hatte.

Erst jetzt wurde ihr bewußt, daß sie ja so gekleidet über die Straße gehen mußte, um zu ihm zu gelangen. Ihre Vorfreude bekam einen gewaltigen Dämpfer, als sie sich plastisch ausmalte, wie sie in diesem Nichts von einer Bluse, die ihre schönen vollen Brüste deutlich sehen ließ und dem Rock der kaum ihren Hintern bedeckte, den gaffenden Blicken der vorbeigehenden Passanten ausgeliefert war. Sie zeigte ihren Körper gerne, aber bitte nur mit modisch ansprechender und durchaus hautenger Kleidung verhüllt. Wenn er sich an ihm aufgeilte, war das in Ordnung und auch erwünscht, aber anderen stand das Privileg nicht zu.

Doch wie all die Male zuvor dachte sie nicht einen Moment daran, sich ihm zu verweigern. Dabei verlangte er fortwährend Dinge von ihr, die sie früher nicht ohne zuvor grundsätzlich nach dem Grund zu fragen, getan hätte, vorausgesetzt, sie wären überhaupt an sie herangetragen worden – die meisten Männer waren ja unglaublich einfallslos! Sie beschäftigte einzig, wie sie die Aufgabe möglichst ohne allzu auffällig begafft zu werden lösen konnte.

Und schmink dich schön sinnlich, lautete die dritte SMS, während sie bereits auf die Straßenbahn wartete.

Das war nun wirklich überflüssig! Als ob sie ihm schon jemals anders gegenübergetreten wäre!

Also gut, ich werde das alles machen und ich werde mich so aufregend schminken, daß dir die Augen aus dem Kopf fallen und dir vor Geilheit der Geifer aus dem Mund tropft, aber dafür wirst du mir diesmal unwiderruflich die Gegenleistung erbringen, die du mir bisher verweigert hast, dachte sie mit beinahe grimmig entschlossenem Blick, so daß ein neben ihr stehender Mann mittleren Alters, dem ihr Blick zufällig begegnete, unwillkürlich und schuldbewußt einen Schritt zur Seite trat.

Zu Hause zog sie sich mit vor Aufregung klopfendem Herzen sogleich um. Der Rocksaum ließ die Säume ihrer Nylons sehen. Sie kürzte die Strumpfhalter an ihrem schwarzen Hüfthalter so weit es ging, damit die Strumpfsäume so hoch als möglich waren. Zum ersten Mal ärgerte es sie, daß ihre Beine so lang waren und echte Nylons so wenig dehnbar, denn sie bekam deren Säume nicht so hoch, wie sie gewünscht hätte. Mit einem Achselzucken fügte sie sich in ihr ›Schicksal‹.

Sie fuhr sich mit dem tiefroten Lippenstift oft über die vollen Lippen, die somit noch üppiger als sonst wirkten. Dann begutachtete sie sich im Spiegel. Also, das war schon mehr als sinnlich – das war über-sinnlich. Stand ihr nicht schlecht, obwohl sie ja fand, daß sie mit dem Kajalstift etwas übertrieben hatte, erinnerte fast schon ein wenig an Ringe unter den Augen. Trotzdem, ihre langen dunklen weichen Locken entschärften das ganze auch ein wenig. Nur die Bluse enthüllte einfach zuviel. Dabei war sie hochgeschlossen. War ihr Busen wirklich so mütterlich? Ihre Körbchengröße war nicht wirklich für zierliche Frauen bestimmt, das stand fest. Oder kam es ihr nur so vor, weil sie quasi nackt war?

Sie konnte sich nicht helfen, aber in Verbindung mit den turmhohen Absätze ihrer schwarzen Riemchensandaletten, hatte sie eindeutig etwas von einer durchschnittlichen Bordsteinschwalbe an sich, auch wenn die nicht unbedingt ihre (Arbeits-)Kleidung in dieser Preisklasse auswählten.

Es sollte sie wundern, wenn er diese Möglichkeit nicht in Erwägung gezogen hatte.

Sie atmete tief durch und wandte sich von ihrem Spiegelbild ab. Sie versuchte den Zwiespalt aufzulösen, sich einerseits für ihn nicht verführerisch genug herrichten zu können, um die gestellte Aufgabe so gut wie nur irgend möglich zu erfüllen, andererseits konnte sie die Furcht nicht abgelegen, daß man ihr auf der Straße nicht nur nachgaffen, sondern sie womöglich für Was-für-eine halten könnte. Dabei gehörte es zu ihren liebsten Phantasien, eine Prostituierte zu sein, wenn auch mehr ein hochpreisiges Callgirl statt einer typischen Bordsteinschwalbe. Eine Zeitlang hatte sie durchaus mit dem Gedanken gespielt, hin und wieder im Escort zu arbeiten. Sie hatte es aber mehrmals verworfen, in erster Linie aus Angst dabei irgend jemand zu begegnen mit dem ihr Vater in Geschäftsbeziehungen stand, ohne dabei zu bedenken, daß dieser es tunlichst vermeiden würde, damit hausieren zu gehen, daß der Tochter eines Geschäftsfreundes eine stattliche Summer für sexuelle Dienstleistungen gegeben zu haben. Aufmerksame Blicke war sie ja gewohnt. Doch ihr Exhibitionismus war nicht so stark, das hier mit Nonchalance zu meistern.

Es half nichts, er erwartete sie und sie wollte auch nichts lieber als seine Gegenwart. Nur lag zwischen dem Hier und Jetzt und ihrem Ziel ein fünfzehnminütiger ›Spießrutenlauf‹.

Entschlossen, es hinter sich zu bringen, schnappte sie sich ihre große lederne schon etwas ausgebeulte Umhängetasche und verließ ihre kleine Wohnung.

Im Treppenhaus und auf den ersten Metern auf der Straße begegnete ihr niemand. So wirklich beruhigte sie das nicht. Sie spürte wie ihre Handflächen feucht wurden, ihr die Knie zitterten und sich mehr Schweiß auf ihrer Stirn sammelte, als allein von den sommerlichen Temperaturen herrühren konnte.

Sie fühlte sich bereits beobachtet, obwohl sie niemand in ihrer Nähe entdecken konnte.

Sie atmete bei jedem Schritt tief durch und versuchte an etwas anderes zu denken. Noch war ihr ja keiner begegnet. Sie wußte, daß es nicht so bleiben würde. Dafür war das Viertel zu belebt.

Wie der Zufall es wollte, bogen just in diesem Moment zwei Halbwüchsige in diesen unvermeidlichen Hosen, bei denen der Hosenboden auf Höhe der Kniekehlen sitzt und die Baseballmützen verkehrt herum auf den kurzen gegeelten Haaren um die Ecke. Die beiden entdeckten sie fast ebenso schnell wie sie diese. Sie bekamen auch sogleich Stielaugen. Sich gegenseitig anstoßend, auf sie aufmerksam machend, kamen sie ihr entgegen. Sie sagten nichts. Aber ihre Blicke waren beredt genug.

Ulla fühlte sich davon mehr genervt als unwohl, was nicht wirklich besser war. Aber für etwas anderes waren die beiden einfach noch zu jung.

Während sie an ihr vorbeigingen, wichen sie schüchtern ihrem Blick aus.

Überstanden, durchfuhr es sie erleichtert, als sie an ihr vorüber waren.

Im selben Augenblick, hörte sie einen der Jungen hinter ihr her pfeifen. Das war zuviel!

»Ihr habt wohl noch nie ’ne Frau gesehen«, blaffte sie die Jungen an.

»He, Alte reg dich ab«, sagte der größere von beiden, »wirst doch noch ’nen Spaß verstehen.«

Sein Kumpel machte eine eindeutige Geste, die nichts anderes aussagte, wie »Die aufgedonnerte Tussie spinnt doch.«

Sie erkannte, daß es besser war, sich eine Antwort zu sparen und ging weiter.

»Das war eindeutig überreagiert. Ruhig bleiben. Deine Nerven sind überreizt. Es wäre ungewöhnlich, wenn man(n) sich nicht nach dir umdrehen würde, so wie du jetzt herumläufst. Das waren doch nur zwei Jungen, die vermutlich mehr Scheu vor dir hatten als du vor ihnen«, versuchte sie sich zu beruhigen.

Sie versuchte entspannt und nicht zu schnell weiterzugehen. Keine falsche Hast, das ist auch nicht gut. Sich lieber des schönen warmen Tags erfreuen und die Vorfreude genießen, daß sie bald bei ihm war.

Das war leichter gesagt als getan. Die beiden Jungen waren nur der Anfang gewesen. Die Straßen wurden belebter. Fast jeder warf mindestens einen Blick nach ihr, es waren verstohlene und offene, ehrlich bewundernde, gaffende und geifernde. Am meisten ärgerte sie, wenn ein Mann in Begleitung einer hübschen Frau war und ihr nachsah als wäre er allein. Doch nicht nur Männer sahen sie auf begehrliche Weise an. Mindestens drei Frauen ließen an ihren Gedanken keinen Zweifeln. Niemand machte eine Bemerkung, vermutlich weil zu viele mithören könnten. Ach, wie wichtig war doch all diesen braven Spießern die Meinung der anderen, seufzte sie bissig.

Je länger ihr Weg dauerte und je weniger geschah – genaugenommen passierte gar nichts, die beiden Jungen ließen sich nicht wirklich zählen, ob die meisten ihre transparente Bluse als solche wahrnahmen, war alles andere als offensichtlich – desto sicherer fühlte sie sich. Sie spürte, wie sie ab einem bestimmten Punkt an der Situation, an ihrer Zurschaustellung durch ihn, Genuß empfand.

Er stand am Küchenfenster. Von dort ließ sich die Straße am besten überblicken. Er zweifelte kaum, daß sie seinem Wunsch entsprochen hatte. Er war nur gespannt, wie sie es gemeistert hatte. Am liebsten hätte er sie unauffällig auf ihrem Weg zu ihm beobachtet, aber er hatte diese Idee schnell verworfen, die Gefahr einer Entdeckung wäre zu groß gewesen, und er mußte ja zu Hause sein, sobald sie bei ihm klingelte.

Wenn sie so pünktlich war wie immer, müßte sie jeden Moment in seinem Blickfeld auftauchen.

Ja, da war sie auch schon, pünktlich wie immer und wie zielstrebig sie ging! Machte ihr anscheinend nicht viel aus, leicht bekleidet über die Straße zu gehen.

Er war ein wenig enttäuscht. Er hätte es lieber gesehen, wenn ihr Gang unsicherer gewesen wäre.

Dabei war ihr Schritt erst wirklich sicher geworden, als sein Haus in ihr Blickfeld gekommen war. Erleichterung hatte sich in ihr breit gemacht. Nur noch wenige Meter, dann war es überstanden. Dann würde sie sich ihre Belohnung für all die schönen ›Qualen‹ holen, die er ihr bereitet hatte. Ganz gleich was er sagte, es würde von seiner Seite kein Wollen geben, sondern einzig ein Müssen, selbst wenn sie ihn würde festbinden und vergewaltigen müssen. Eine Vorstellung, die ihr einen intensiven wohligen Schauer den Rücken hinunterjagte. Einen Mann zu ›vergewaltigen‹ besaß schon seinen Reiz für sie.

Er zog sich vom Fenster zurück, damit sie ihn nicht entdeckte, sollte sie den Blick heben, bevor sie den Hauseingang betrat.

Obwohl er ihren Weg in Gedanken mitging, erschrak er doch, als es klingelte. Er ließ einige Augenblicke verstreichen, ehe er auf den Türöffner drückte. Sie sollte nicht meinen, daß er auf sie wartend hinter der Tür gestanden hatte.

Er hörte unten den Summer und wie sie die Tür aufdrückte, darauf ihre schnellen und entschlossenen Schritte die Treppe hinaufkommen. Sie schien zwei Stufen auf einmal zu nehmen. Er atmete tief durch und öffnete die Tür.

Sie hatte seine Anweisungen mehr als erfüllt! An einen so kurzen Rock hatte er gar nicht gedacht. Er hatte sich nicht vorstellen können, daß sie überhaupt einen derart kurzen besaß! Aber er sah einfach hinreißend aus. Und erst ihr Make-up! Himmel! So schön und verführerisch hatte sie noch nie ausgesehen! Daß ihr ein paar Locken in der Stirn klebten, sich dort kleine Schweißperlen zeigten – es war ja relativ warm draußen – machte ihre Erscheinung nur noch anziehender. Alles hatte sie für ihn getan!

Wiederholt erschrak er über die Macht, die er über sie besaß, so wie nach dem ›Malheur‹. Aber es war dennoch ein wunderbares Gefühl.

»Du siehst toll aus«, sagte er und strahlte sie fast ein wenig schüchtern an.

»Spar dir deine halbgaren Komplimente«, fuhr sie ihn scharf an, vom schnellen Treppensteigen noch ein wenig außer Atem, und ließ ihre große Tasche achtlos zu Boden fallen. Das dumpfe Geräusch ließ ihn zusammenfahren »Ich habe bisher alles getan, was du wolltest. Wirklich ALLES! Ich habe es gerne gemacht. Du hast mir eine neue wunderbare Welt aufgezeigt, aber anscheinend darüber vergessen, daß ich auch noch eine Frau bin. Ich habe mich auf diese Weise wundervoll auf den Stoff konzentrieren können und ich habe es auch gemacht, weil ich wußte, wenn ich zufriedenstellende Leistungen erbringe, bekomme ich mehr davon. Ja, ich habe sogar absichtlich manchmal etwas falsch gemacht, nur um noch einen so wunderbaren Hieb auf meinem nackten Arsch von dir zu bekommen. Ich bin mit Begeisterung vor dir auf allen vieren herumgekrochen und habe mit den Zähnen Karteikarten in die richtige Reihenfolge gebracht. Ebenso habe ich es genossen, nicht aufs Klo zu können, weil du es mir nicht erlaubt hast. Auch als ich mir ins Höschen pißte, weil es nicht mehr ging, habe ich es genossen. Ich hatte meinen Spaß dabei, weil du auch deinen dabei hattest. Daß ich auch noch alles für diese dämliche Baustoffprüfung gelernt habe, ist fast schon unwichtig. Nicht unwichtig ist, daß ich längst so weit bin, diese mit Leichtigkeit zu bestehen und du weißt das auch, wir uns trotzdem immer noch treffen und du dir immer wieder etwas Neues für mich ausdenkst. – Gib es zu, uns geht es doch längst nur noch um unsere Spiele!«

Sie machte eine Pause vor allem, um Atem zu holen und sah ihn herausfordernd an.

Er hatte ihr aufmerksam und auch ein wenig mit Beklemmung zugehört. Sie hatte in allem recht. Sie brauchte seine Hilfe längst nicht mehr. Zugleich rutsche ihm das Herz ein wenig in Richtung Hosentasche. Er befürchtete, daß sie gleich etwas sagen könnte, was ihm nicht gefallen würde, wenngleich es doch eindeutig genug war.

Sie sahen sich an. Herausfordernd stand sie vor ihm, die Arme locker herabhängend, aber unübersehbar handlungsbereit. Ihr Atem ging heftig und ihre üppigen Brüste hoben und senkten sich deutlich. Ihr war warm von der Hitze draußen, aber noch mehr von der Hitze in ihr. Ihre Unterlippe bebte leicht.

»Ich weiß nicht, wie es dir ergeht«, fuhr sie fort, in der Hoffnung nun auf den Punkt kommen zu können, »aber mich hat spätestens das Erlebnis mit dem Einnässen – ganz zu schweigen von deiner herrlichen Gesäßmassage – so heiß gemacht, daß ich mich noch heute frage, wie ich es geschafft, nicht über dich herzufallen. Derart intensiv habe ich schon lange nicht mehr gewichst, als ich wieder zu Hause war. – Rüdiger, ich will nur noch Eins: Fick mich! Du hast mich heiß gemacht, also hast du die verdammte Pflicht, mich auch wieder abzukühlen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß du es nicht auch willst.«

Esel, daß du nicht längst selbst darauf gekommen bist. Ihr Körper hat eine deutliche Sprache gesprochen, aber du wolltest ja das Machtverhältnis nicht stören. Hattest Angst, daß sie dich zurückweisen könnte. So unsicher bist du doch nicht, daß du nicht merkst, wann eine Frau scharf auf dich ist!

Einen fast endlos langen Augenblick blickten sie sich intensiv an, dann packte er sie hart am Handgelenk und zog sie kraftvoll mit sich zu seinem Bett.

»Das kannst du haben«, sagte er lapidar.

Sie unterdrückte einen kleinen Schmerzensschrei und stolperte hinter ihm her. Sie hatte sich das ein klein wenig anders vorgestellt. Aber sie protestierte nicht. Also gut, mal sehen, was er machen würde.

Da das jetzt geklärt war, es aber auf ihrer Initiative beruhte, wollte er es wenigstens so machen wie bisher; er bestimmte wie es vor sich ging, sie hatte einfach zu gehorchen.

Er stieß sie aufs Bett, so daß es laut knarzend aufstöhnte und Ulla fürchtete, daß es gleich zusammenbrechen würde. Aber es hielt und sie lag mitten darauf.

Bevor sie bis drei zählen konnte, hatte er ihr Arme und Beine schon mit breiten Ledermanschetten ans Bett gefesselt. Sie fragte sich nicht, warum er sie griffbereit hatte, warum es so schnell ging, sie ließ ihn einfach gewähren, weil sie es wollte, weil sie ihm vertraute. Daß er sie nicht auszog, wunderte sie ebensowenig. Dafür entledigte er sich seiner wenigen Kleider und setzte sich neben sie auf die Bettkante.

Mit einem liebevollen und auch triumphierenden Lächeln sah er sie an. Sie lächelte zurück, im Bewußtsein ihr Ziel erreicht zu haben.

Zärtlich begann er sie zu streicheln, sie mit Lippen und Zunge zu verwöhnen. Er umspielte ihre Brustwarzen mit der Zunge durch den dünnen Stoff ihrer Bluse hindurch, machte ihn mit seinem Speichel naß. Biß mehrmals leicht hinein. Sie stöhnte auf, erst vor Schmerz, dann von dem lustvollen Gefühl, dem der Schmerz schon nach kurzer Zeit wich. Es war wie mit den Schlägen auf ihrem Hintern. Er küßte sie auf den Mund, massierte ihr die Lippen mit seinen und fuhr ihr mit der Zunge im Mund herum als sei es seiner. Er bediente sich ihres Körpers und sie konnte in ihrer Lage nichts anderes machen als einfach nur genießen. Er verstand es, sie mehrmals bis vor den Höhepunkt zu bringen auf eine Weise, gegen die alle ihre bisherigen Liebhaber unerfahrene kleine Jungens gewesen waren. Sie war bereits fünfundzwanzig, konnte sich schon nicht mehr an alle Männer erinnern, mit denen sie seit ihrem vierzehnten Lebensjahr gevögelt hatte, und mußte doch erfahren, wie wenig sie eigentlich wußte.

Sie fragte sich, was schlimmer war, daß er sie bisher hatte im Regen stehen lassen oder daß er sich jetzt so ausgiebig ihrer annahm? Man konnte jemanden auch mit der Lust foltern. In ihrer Lage blieb ihr keine andere Wahl, als alles über sich ergehen zu lassen.

Entschlossen drang er in sie ein, nachdem er ein Kondom übergestreift hatte, stützte sich mit den Armen ab. Sie lächelte, die Ausbeulung in seinen Jeans hielt ihr Versprechen. Es gelang ihm, sich einen Orgasmus zu verschaffen, ohne daß es ihr kam. Dabei war sie überzeugt gewesen, daß sie bereits nach seinen ersten Stößen kommen müßte. Kaum war er fertig, vergrub er schon wieder seine Zunge in ihrer herrlich nassen Venusmuschel, kurz darauf kam sie unter lautem lustvollen Stöhnen und Keuchen. Er unterbrach seine Liebkosungen nicht und kurz darauf kam es ihr erneut.

Für einen Moment ließ er von ihr ab.

Nein, nur nicht aufhören! Mach weiter!

Er bediente sich erneut an ihr. Ja, er bediente sich wirklich an ihr. Fickte sie, als sei sie eine leblose aufblasbare Gummipuppe. Fickte sie durch, als ging es ihm nur darum, in einer schönen jungen, ihm hilflos ausgelieferten Frau zu kommen, ohne daß es ihn interessierte, ob sie auch etwas davon hatte. Er war ihr Herr und das war sein Recht. Was konnte es Schöneres für sie geben?

Er flüsterte ihr ins Ohr, wie sehr ihn ihre breiten Hüften, ihr großen schweren Brüste, ihre altmodischen Hüfthalten erregten.

Viel später, als er ihre Fesseln gelöst und sie erschöpft aneinandergekuschelt lagen – man konnte nicht sagen, wer den anderen liebevoller und zärtlicher umarmt hielt – fiel ihr wieder ein, wie sie hierhergekommen war und daß sie auch wieder zurück mußte. Abgesehen davon war ihre Bluse durchgeschwitzt und sein Speichel hatte auch Spuren hinterlassen.

»Scheiße«, entfuhr es ihr.

»Was hast du?« fragte er erschrocken und hörte auf, ihr noch mehr Locken zu drehen als sie von Natur aus bereits besaß.

»Ich muß doch in diesem Aufzug wieder zurück. Rüdiger, bei aller Liebe und Hingabe, die ich als deine Lustsklavin für dich empfinde, aber ein zweites Mal mache ich das nicht mit.«

»Auch nicht, wenn ich mit dir gehe?« fragte er mit einem schelmischen Grinsen.

Sie schüttelte entschieden den Kopf.

»Ich habe bisher nie Stopp gesagt. Aber in diesem Fall müßte ich es. Du kannst anderes von mir verlangen. Du kannst viel von mir verlangen. Ich ziehe nur zu gerne für dich an, was du willst, selbst wenn ich dabei wie eine billige Nutte wirke. Damit du mich nicht falsch verstehst, ich bin nur zu gerne eine billige Nutte, aber nur für einen ganz bestimmten Mann, einen wie dich. Aber das habe ich einmal gemacht und das muß reichen. Mein Exhibitionismus ist dafür nicht stark genug.«

Er merkte, wie ernst es ihr war, daß hier eine ihrer persönlichen Grenzen lag, die er wohl oder übel akzeptieren mußte, wollte er kein Vertrauen verspielen. Abgesehen davon hatte er auch gar nicht vorgehabt, sie so zurückzuschicken.

»Mußt du auch nicht«, beruhigte er sie und ihr fiel sichtlich ein Stein vom Herzen. »Du hast doch immer noch die Sachen hier, die du damals eingenäßt hast.«

Das stimmte! Die hatte sie ganz vergessen. Richtig, sie hatte sie bei ihm im Waschbecken eingeweicht. Dann war er mit den Kleidern seiner Nachbarin gekommen. Die hatte sie angezogen und war wenig später gegangen. Bereits da hatte sie an ihre eigenen Kleider gar nicht mehr gedacht. Er hatte sie ausgewaschen und behutsam wie einen Schatz in seinem Schrank aufbewahrt, sie immer wieder mal hervorgeholt und zärtlich darüber gestrichen.

»Dieses eine Mal ziehe ich sie gerne als Ersatz an. Aber dann sollten wir sie besser für den Fall lassen, daß mich das eine oder andere Mal noch so ein ›Malheur‹ ereilen sollte. Es kann ja immer einmal vorkommen, daß man nicht aufs Klo kann.« Sie grinste breit.

Zwar hatte sie ihre eindeutigen Grenzen, aber der Bereich zwischen diesen war ein sehr weites Feld. Außerdem war ein kleines ›Malheur‹ deutlich sinnlicher als seine schöne Lustsklavin aufreizend gekleidet den Blicken der Anderen ausgeliefert durch die Straßen zu schicken, ganz zu schweigen von der etwas lebhafteren Farbgebung, die ihr hübscher Hintern hin und wieder zur Durchblutungsförderung brauchte.

Sie mochte zwar so fit sein, ihre Baustoffprüfung mit Leichtigkeit zu bestehen, aber das hieß ja nicht, daß sie nicht doch ab und an eine Nachhilfestunde benötigte, und sei es nur in Respekt ihm gegenüber. Gab sie doch einfach zu, daß sie absichtlich falsche Antworten gegeben hatte. Da hörte sich doch alles auf! Na warte! Er hatte da auch schon eine Idee. Aber nicht jetzt. Jetzt war er einfach zu zufrieden dazu. Er wollte sie nur in seinen Armen spüren, ihren herrlichen Frauenkörper an seinem. Aber das schloß nicht aus, daß er nicht noch einmal Lust hätte, sich mit ihr zu vergnügen.

Er beugte sich über sie, küßte sie zärtlich und seine Rechte bereitete sie entschlossen auf sein Eindringen vor, das bereits sehnsüchtig erwartet wurde.

 

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