Kurzes #46 – Besprechung im Café am Stadtpark
Freitag, den 9. April 2010 von: Armin A. Alexander
Es war einer jener strahlenden Frühlingstage, die ein Füllhorn von Empfindungen über die Welt ausschütten, so daß jeder glaubt, darin ertrinken zu müssen und sich diesem Rausch dennoch nicht entziehen will, gleich einem Süchtigen, der ohne seine Drogen nicht mehr glaubt lebensfähig zu sein. Alles grünte und blühte, und das Versprechen, daß einem heute noch etwas Außergewöhnliches widerfahren werde, schien einem fortwährend zugeraunt zu werden.
Darum wunderte sich Marcel auch nicht, als ihn sein Verleger bat, ihr für heute vereinbartes Treffen im Café gegenüber dem großen Park unweit des Verlagsbüros zu verlegen. Marcel war das nur recht, denn auch für ihn schien ein ›stickiges‹ Büro kaum der passende Ort zu sein, an dem man sich an einem solchen Tag aufhalten sollte.
Marcel war früh von zu Hause aufgebrochen. Er wollte zuvor noch ein wenig durch den Park schlendern und diesen herrlichen Frühlingstag genießen. Das süßlichherbe Aroma, das die Flora an solchen Tag überreichlich verströmt, in Verbindung mit der Wärme und der, im Vergleich zum gerade überwundenen Winter, im Überfluß vorhandenen Helligkeit, weckten nicht nur in ihm Frühlingsgefühle, die alles begehrlicher und schöner erscheinen ließen, aus jeder leidlich hübschen Frau eine Göttin und aus jedem passablen Jüngling einen Zwillingsbruder Adonis’ machten. (mehr …)